Die Handballer sehen das natürlich anders. Wollen auch in der Hauptrunde der Heim-EM überraschen, punkten, begeistern. Eines aber kann ihnen niemand mehr nehmen. Schon der mit dem Sieg über Serbien und dem Remis über Island fixierte Aufstieg ist ein Kapitel österreichischer Sportgeschichte.

Es ist ein kleines Land, Heimat nur weniger großer Söhne und Töchter insbesondere im Sport. Island indes ist noch viel kleiner. Österreich hat ungefähr 25 bis 26 Mal soviele Einwohner, aber einen isländischen Handball-Teamchef. Und wenn jetzt "Das Wunder von Linz" besungen wird, das in die Hauptrunde von Wien mündete, so hat vor allem er, Dagur Sigurdsson, es bewirkt. Die Isländer sind vielleicht bankrott, aber im Handball immer noch eine Macht, sie waren Olympia-Zweiter, sie haben bei dieser EM noch alle Chancen. "Auch in Österreich" , sagt Sigurdsson, "steckt eine kleine Handballnation." Zumindest die Handballer haben es ihm gerne geglaubt.

Schön wäre das, würde Österreich abseits vom Skisport und von Fußball eine Sportart für sich entdecken. Ob das gelingt, zeigt sich in den Jahren nach der EM. Da wird es darum gehen, Handball in den Schulen zu etablieren, die Liga zu stärken, Vorbilder zu vermarkten, ein Team zu bilden, das sich für große Turniere nicht nur als Veranstalter qualifiziert. Das wäre ein noch größerer Wurf. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 25.01.2009)