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David Plouffe soll zeigen, wo es langgeht. Barack Obama hat seinen alten Kampagnenmanager wieder zurück in sein Team geholt. Er soll sich um die Midterm-Wahlen im November kümmern.

Foto: Reuters/Cironneau

Washington - Barack Obama versucht wenige Tage vor seiner ersten Rede zur Lage der Nation, politisch wieder Tritt zu fassen: Am Wochenende holte er seinen früheren Wahlkampfmanager David Plouffe wieder ins Team zurück.

Plouffe soll sich als externer Berater nach der bitteren Niederlage bei der Senatsnachwahl in Massachusetts um ein schärferes Profil der Präsidentschaft und vor allem um die kommenden Kongresswahlen im November kümmern.

Bei der "State of the Union" -Rede Mittwochabend will sich Obama vorwiegend der Wirtschaft widmen. In der Nahost-Politik räumte er ein, die Möglichkeiten der USA überschätzt zu haben.

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Washington/Wien - Der Präsident scheint wie ausgewechselt: Nach dem "Weckruf von Massachusetts", wie es Barack Obamas Spin-Doktor im Weißen Haus, David Axelrod, ausdrückte, geht der Demokrat in die Offensive. Die Agenda soll nicht mehr von den Republikaner und zusehends missgestimmten Medien ausgehen, der Präsident selber will sie bestimmen. Dafür spielt er wenige Tage nach der auf ureigensten Kennedy-Terrain mit Schimpf und Schande verlorenen Senatsnachwahl Powerplay in beinahe allen Sachbereichen - und er holt altbewährte Kräfte in sei Team zurück.

David Plouffe, Mastermind der besten Wahlkampagne, die die USA bis dato gesehen haben, soll zu seinem alten Chef zurückkehren und ihn als externer Berater unterstützen. Der als harter Hund und extrem disziplinierter Kontrollfreak bekannte Politmanager soll aus dem abgeklärt wirkenden Präsidenten eine Kämpfer machen - oder ihn wenige Tage vor seiner ersten "State of the Union" -Rede in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest so wirken lassen. Daneben soll sich Plouffe darum kümmern, dass die Demokraten bei den Midterm-Wahlen nicht zu viele Sitze einbüßen. In einem Gastkommentar in der Washington Post gab er am Wochenende schon einmal den Ton dafür vor: "Der November muss kein Alptraum für die Demokraten werden."

Obama knöpfte sich unterdessen nach den Banken und deren üppigen Bonifikations-Plänen am Wochenende die Entscheidung des Höchstgerichtes zur Wahlkampffinanzierung vor. "Ich kann mir nichts Verheerenderes für das öffentliche Interesse vorstellen" , sagte er in seiner wöchentlichen Radioansprache über das Erkenntnis, das Verbot von Wahlkampfwerbung für Unternehmen aufzuheben. "Wir dürfen den mächtigen Interessengruppen, die schon jetzt die Stimmen der einfachen Amerikaner übertönen, nicht noch mehr Gewicht verleihen."

Die ausufernden Staatsschulden von 1,4 Billionen Dollar (2009) soll nach dem Wunsch Obamas eine überparteiliche Kommission im Kongress in den Griff bekommen. Und Ben Bernanke, der Vorsitzende der US-Notenbank Fed und Wunschkandidat des Präsidenten, sollte nach einigen Zweifeln am Wochenende nun doch eine zweite Amtszeit bekommen. Das sicherten Obama einflussreiche Senatoren in einem Brief zu.

Der Präsident gab auch einen Vorgeschmack darauf, in welche Richtung die "State of the Union" -Rede am Mittwoch weisen dürfte: "Ich werde nicht aufhören, für euch zu kämpfen", rief er seinen Zuhörern in Ohio zuletzt zu. Er wolle sich weiter auf die Sanierung der US-Wirtschaft konzentrieren. Von seiner Gesundheitsreform allerdings werde er nicht abrücken: "Ich höre jetzt nicht auf, nur weil es schwierig ist." Der Politologe Paul Light von der New York University meint dazu: "Ganz klar, er rekalibriert seine Präsidentschaft. Ob das etwas bringt oder nicht, muss sich erst weisen." (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2010)