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Der Heilige Geist habe richtig entschieden, atmeten einige liberale Analytiker in Serbien auf, als der 80-jährige Bischof von Niš, Irinej, als 45. Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche ausgelost wurde. Die Bischofskonferenz hielt sich dabei an eine alte Wahlordnung, bei der die höhere Macht das letzte Wort behält, nachdem sich das kirchliche Wahlkonzil zuvor auf drei würdige Kandidaten für den Patriarchenthron geeinigt hat.

Der Bischof mit dem weltlichen Namen Miroslav Gavrilović gilt als traditionstreu, doch kompromissbereit, als einer, der die Kluft zwischen der konservativen, in sich gekehrten, nationalistischen und der liberaleren Fraktion in der serbisch-orthodoxen Kirche überwinden könnte. Er sprach sich auch für einen Besuch von Papst Benedikt XVI. in Niš, der Geburtsstadt von Konstantin dem Großen, anlässlich des 1700. Jahrestags der Vereinbarung von Mailand, auch Toleranzedikt genannt, im Jahr 2013 aus.

"Ohne Kontakte und Gespräche kann es nicht zur Einigkeit der christlichen Kirche kommen, was ihr Ideal und Interesse ist" , sagte Bischof Irinej. Er erinnerte daran, dass dies das erste Treffen der Oberhäupter der orthodoxen und der westlichen Kirche nach dem großen Schisma, der Kirchenspaltung im Jahr 1054, wäre. Die meisten geistlichen Würdenträger in Serbien waren jedoch dagegen, meinten, dass "die Zeit für einen Papstbesuch noch nicht reif" sei.

In seiner ersten Predigt nach der Inthronisierung am Freitag, die als programmatische Antrittsrede verstanden werden kann, zeigte sich Patriarch Irinej jedoch hinsichtlich der Unabhängigkeit des Kosovo kompromisslos: "Wichtigste Aufgabe der Kirche ist es, den Kosovo zu bewahren, denn Serbien wäre ohne Kosovo und seine Heiligtümer, die sich dort befinden, seiner Seele, seines Verstandes und seines Herzens beraubt" .

Die eigentliche feierliche Inthronisierung mit Gästen aus dem Ausland will Patriarch Irinej in Peja (serbisch Pec) im Kosovo veranstalten, weil es so alle seine Vorgänger nach dem Ersten Weltkrieg gehalten hätten. "Werden wir gehen können? Werden wir in ein fremdes Land gehen?" , fragte der Patriarch und stellte sowohl die Regierung in Belgrad, die die Selbstständigkeit des Kosovo nicht anerkennt, als auch die Regierung in Prishtina, die gegen den Einfluss Serbiens im Kosovo kämpft, sowie die EU-Mission Eulex vor eine risikoreiche Herausforderung. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2010)