Thomas Kicker war bis Ende 2009 Manager der Marke Telering und ist seit 2010 verantwortlich für den Privatkundenvertrieb von T-Mobile.

Foto: T-Mobile

Thomas Kicker, seit 7 Jahren beim österreichischen Ableger der Deutschen Telekom. Bis Ende des vergangenen Jahres war er Geschäftsführer der Discount-Marke Telering. Seit Jänner macht er den Privatkundenvertrieb von T-Mobile. Die Wahl in den Vertrieb des Mutterkonzerns zu wechseln geschah eigenen Aussagen nach freiwillig, mit dem Beweggrund das Geschäft nun "von der anderen Seite sehen zu können" und "ein Bisschen näher am Puls zu sein". Im Interview erklärt er, weshalb die Profilierung von T-Mobile "eine Herausforderung" ist, man Nokia und Sony-Ericsson trotz Apple-Boom nicht abschreiben sollte und weshalb vertragsfreie Handys "keine Gefahr" sind. Die Fragen zum UMTS-Nachfolger "LTE" beantwortete Pressesprecherin Susanne Herrnberger.

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derStandard.at: Herr Kicker, Sie haben jetzt über zwei Jahre lang mit dem Speck gekämpft. Weshalb sollte man jetzt als Kunde zu T-Mobile gehen?

Kicker: Es gibt für beide Seiten einen Bedarf. Mit Telering sind wir als Preis-Leistungs-Führer positioniert. T-Mobile positioniert sich über Innovationen und Internationalität. Denken Sie an die Smartphone-Kampagne. T-Mobile hat das iPhone und das "Google-Phone" nach Österreich gebracht.

derStandard.at: Hat T-Mobile zwischen dem Marktführer Mobilkom Austria und zwei aggressiveren, kleineren Mitbewerbern ein Profilierungsproblem?

Kicker: Ja. Es ist eine Herausforderung aber ich glaube, es gelingt uns seit einiger Zeit sehr gut. Das Smartphone-Thema haben wir besetzt. Mit einer Deutschen Telekom im Hintergrund haben wir hier auch mehr Möglichkeiten als etwa die Mobilkom. Das betrifft auch künftige Netzwerktechnologien wie LTE. Wir sind also ganz klar der Herausforderer von A1.

derStandard.at: Was raten Sie eigentlich Ihrem Nachfolger bei Telering?

Kicker: Ich denke, ich habe ihm ein sehr gutes Feld überlassen. Ich hoffe, dass er darauf aufbaut und bin sicher, dass er noch spannende Akzente setzen wird.

derStandard.at: Wo sehen Sie denn die größten Wachstumschancen? Bei Discountern wie Telering oder bei Komplettanbietern wie T-Mobile?

Kicker: Der Markt ist segmentiert und Bedarf gibt es für beides. Ein Teil wird immer die neuesten Technologien haben und der andere Teil einfach nur Telefonieren wollen.

derStandard.at: Im Weihnachtsgeschäft sehen sich die Mobilkom und Drei als klare Gewinner, die viele Kunden dazugewinnen konnten. Weshalb hat T-Mobile keine Geschäftszahlen veröffentlicht?

Herrnberger: Wir haben in der Tat keine Aussendung herausgegeben, wir haben aber auch 200.000 Neukunden dazugewonnen. Vor allem Smartphones haben hier einiges dazu beigetragen.

Kicker: Es ist immer sehr interessant zu sehen, wie die Konkurrenz über den Mitbewerb Bescheid wissen zu scheint. Wir machen 60 Prozent unserer Neukunden mit Smartphones.

derStandard.at: Wie viel davon macht das iPhone aus?

Kicker: Das ist schwer zu sagen. Es ist jedenfalls sehr wichtig.

derStandard.at: Orange-Chef Michael Kramer meinte, dass Nokia und Microsoft zurzeit ein echtes Problem haben mit Smartphones. Sehen Sie das auch so?

Kicker: Nein. Apple hat sicher ein spannendes Produkt gebracht. Aber wir wissen ja auch, dass Nokia einen ganz signifikanten Marktanteil hat. Es gibt Menschen, die zehn Jahre lang nur Nokia-Handys verwendet haben. Auch bei Sony-Ericsson bin ich zuversichtlich. Die Roadmap von SE zeigt ein extrem hohes Niveau. Samsung hat letztes Jahr einen gewaltigen Aufschwung bei uns erlebt. Also die anderen tun auch schon etwas. Apple ist in Sachen Useability und Design sicher noch einen Schritt voraus, aber es wird dieses Jahr noch massive Aufholaktivitäten seitens der Mitbewerber geben.

derStandard.at: T-Mobile vertreibt in den USA Google neues Smartphone Nexus One. Wann kommt es nach Österreich?

Kicker: Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir stecken noch in den Verhandlungen.

derStandard.at: Google bietet das Gerät auch ohne Vertrag in den USA an. Allgemein gibt es laut GFK-Studie einen Trend zu vertragsfreien Handys. Sehen Sie das als Gefahr für Mobilfunker?

Kicker: Das sehe ich nicht als Gefahr. Es ist ein Irrglaube, dass der Mobilfunker Handys verkauft. Wir kaufen die Geräte zu besonders guten Konditionen ein und können sie dann in attraktive Tarifpakete verschnüren. Wenn jetzt jemand einen Exoten rechts und links von unserem Portfolio will, dann ist das legitim. Er wird aber trotzdem eine Simkarte brauchen.
Dass der "Sim only"-Anteil gestiegen ist, kommt uns aber auch zugute. Denn damit entfällt für uns die Handy-Stützung. Ich denke dennoch, dass der Kunde im Endeffekt zu besseren Konditionen ein Handy bekommt.

derStandard.at: Sie haben vorhin die Entwicklung vom UMTS-Nachfolger "LTE" angesprochen. Wenn darf man mit den ersten Angeboten rechnen?

Herrnberger: Wir haben vergangenes Jahr in Innsbruck erfolgreich Feldversuche durchgeführt und wären bereit LTE auszurollen. Allerdings warten wir, wie auch Orange und Drei momentan die Entscheidung von Ministerin Bures ab, wann die Frequenzen versteigert werden sollen. Zuerst soll bis März noch eine Studie die Plausabilität der Digitalen Dividende für Österreich abwiegen. Anhand dieser Ergebnisse will sich die Ministerin dann entscheiden.

derStandard.at: Ist die Hardware denn überhaupt schon so weit?

Herrnberger: Wir wollen nicht den gleichen Fehler begehen, wie es anfangs bei UMTS der Fall war. Damals stand das Netz bereit, doch gab es noch keine guten Endgeräte. LTE soll daher zunächst im Datenbereich beim mobilen Internet Fuß fassen.

derStandard.at: Wann kann man zumindest theoretisch mit LTE rechnen?

Herrnberger: Wir hoffen, dass wir noch im Laufe des Jahres beginnen können, auszurollen...

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 25.1.2010)