Wien - ÖAAB-Generalsekretärin Beatrix Karl (ÖVP) wird neue Wissenschaftsministerin. Mehr als 20 Jahre im Universitätsbetrieb - zuerst als Studentin, danach als Assistentin und schließlich als Professorin - und drei Jahre in der Forschung (Max-Planck-Institut) würden Karl zur geeigneten Kandidatin machen, sagte Vize-Kanzler und VP-Chef Josef Pröll Montagmittag nach dem Parteivorstand. Die Angelobung durch Bundespräsident Heinz Fischer findet am Dienstag statt.
Karl war schon längere Zeit als Kandidatin gehandelt worden - bestätigt hatte sie die Gerüchte um ihre Bestellung in den Medien nie - weil sie zu der Zeit nicht gefragt worden war, sagte sie am Montag.
Er habe Karl erst vor einer Woche gefragt, in seinem Kopf sei sie aber schon länger als neue Ministerin festgestanden, sagte Pröll. Die Frage, ob Karl also nicht erste Wahl für ihn sei, verneinte er.
Zu ihrer zukünftigen Aufgabe wollte Beatrix Karl noch nichts sagen: Sie wolle ihr Programm erst am Freitag im Parlament präsentieren, sagte sie.
Hahn lobt Nachfolgerin
Karl bringe sowohl Erfahrung aus der Universität als auch politische Erfahrung mit, lobte auch ihr Vorgänger Johannes Hahn. "Das ist ein Cocktail, der erfolgsversprechend ist", so Hahn.
"Ich denke, ich habe ganz ordentliche Arbeit geleistet in den letzten drei Jahren", sagte der künftige EU-Regionalkommissar. Er könne das Amt an Karl "ordnungsgemäß übergeben". Außerdem habe er der neuen Ministerin ordentliche Unterlagen vorbereitet, so Hahn.
Studentenproteste
Ein Grüppchen Studentenaktivisten hat am Montag versucht, die neue Wissenschaftsministerin gleich nach ihrer Nominierung im ÖVP-Vorstand mit ihrem Unmut über die Bildungspolitik der Regierung zu konfrontieren. Mit gelben Flugzetteln ("Zehn Jahre Bologna-Prozess - Kein Grund zum Feiern!") protestierten sie gegen die ungeliebte Dreiteilung des Studiums. Von der Pressekonferenz im Anschluss an die Parteivorstandssitzung wurden die Studenten allerdings ausgeschlossen.
Die beim ÖVP-Parteivorstand üblichen Securitys verwehrten den Aktivisten den Zutritt zum Presseraum im "Cafe di Gio" der Wiener ÖVP, wo die Neo-Ministerin im Anschluss an die Vorstandssitzung ihren ersten öffentlichen Auftritt absolvierte. Wer es dennoch ohne Presseausweis hinein schaffte, wurde wieder hinauskomplimentiert. Proteste der Aktivisten nützten da wenig: "Es ist nicht einmal ein öffentliches Gebäude", beharrten die Securitys und wiesen Besuchern ohne Presseausweis die Türe. Eine Einladung ins Audimax hat die Neo-Ministerin zumindest schon.
ÖAAB sucht Nachfolger
Beim bisherigen Arbeitgeber Karls, dem ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB ist indessen die Suche nach einer neuen Generalsekretärin oder neuen Generalsekretär angelaufen. ÖAAB-Obmann Außenminister Michael Spindelegger bezeichnete den Verlust Karls für seine Organisation als "einzigen Wermutstropfen" ihrer Bestellung zur Wissenschaftsministerin. Die Nachfolgefrage werde man nun besprechen und zeitgerecht bekanntgeben, so Spindelegger, der den Parteivorstand wegen einer Reise nach Brüssel vorzeitig verließ. Favoriten für den Posten nannte er nicht und meinte er nur, er habe diesbezüglich viele Namen im Kopf. (APA/red)