Beatrix Karl ist die neue Wissenschaftsministerin.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Der Physiker Anton Zeilinger wünscht sich von der neuen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl eine "Fortsetzung des Kurses der Vorgänger". Dabei möchte er vor allem die Exzellenz der Wissenschaft gestärkt wissen. Dies sei nicht zuletzt für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses nötig. Konkret wünscht sich Zeilinger von der künftigen Wissenschaftspolitik, dass "alle Mittelzuweisungen an qualitative Leistungskriterien" gekoppelt werden.

Vorschusslorbeeren gab es von der Molekularbiologin Renee Schroeder. Sie bezeichnete die neue Ressortchefin als "sachlich, ruhig und kompetent". Dass eine Frau für das Amt gefunden wurde, sei zusätzlich erfreulich, so die Forscherin. Schroeder erwartet von Karl, dass sie "die Leute motiviert, Leistungen zu bringen".

Als konkrete Maßnahme wünscht sich die Wissenschafterin, dass die sogenannten Overhead-Kosten für Forschungsprojekte durch den Wissenschaftsfonds FWF wieder übernommen werden. Die Regelung, den Unis zumindest einen Teil der durch ein Forschungsprojekt anfallenden Kosten abzugelten, wurde 2008 unter Wissenschaftsminister Johannes Hahn eingeführt, musste aber aufgrund von Budgetproblemen wieder sistiert werden.

Weitere Reaktionen

Große Erwartungen setzt Helmut Denk, Präsident der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), in Karl. Die Ressortchefin ist in der ÖAW keine Unbekannte, so war sie von 1999 bis 2002 Stipendiatin von APART (Austrian Programme for Advanced Research and Technology), dem Flaggschiff der Nachwuchsförderung der ÖAW. Nach einem Aufenthalt am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München habilitierte sie sich an der Universität Graz. Die Habilitation ist auch das erklärte Ziel eines APART-Stipendiums.

"Seitens der Akademie sind wir überzeugt, dass die neue Ministerin aufgrund ihrer akademischen Karriere ein besonderes Verständnis für die Grundlagenforschung und die Nachwuchsförderung hat", sagte Denk. Für die Akademie als größte außeruniversitäre Trägerin der Grundlagenforschung habe man daher berechtigte Hoffnungen, dass die Finanzierung auf eine langfristig gesicherte Basis gestellt werde. Karl werde im Zuge ihrer Arbeit als Wissenschaftsministerin zugute kommen, dass sie bisher sowohl als Wissenschafterin als auch als Politikerin überzeugen konnte. "Eine positive Kombination für dieses Amt", so Denk.

Erinnerung an Überfälliges

Theologe und Ethiker Ulrich Körtner forderte von der künftigen Wissenschaftspolitik, dass die Finanzierung der Universitäten nachhaltig auf eine breitere finanzielle Basis gestellt wird. "Ein paar Millionen aus einem Topf für Notfälle" bereitzustellen, wie unter Karls Vorgänger Hahn, sei jedenfalls zu wenig und keine Antwort auf eine Krise, hieß es.

Körtner, er ist Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, mahnte die Bearbeitung längst überfälliger Themen durch die neue Wissenschaftsministerin ein. So sei dringend ein Gesetz für den Umgang mit Stammzellen in der Forschung nötig, sagte Körtner. Seitens der Bioethikkommission gebe es eine entsprechende Empfehlung, die bisher allerdings nicht umgesetzt worden sei. Auch bei der Unterzeichnung der Biomedizinkonvention des Europarates sei Österreich seit 2002 säumig, so der Ethiker weiter. Eine derartige Unterzeichnung wäre gleichsam der Startschuss für umfassende Regelungen für die Humanforschung. (APA)