Ein Präsident ohne Land und ohne Mandat: Das einzige zur Gänze palästinensisch kontrollierte Gebiet, der Gazastreifen, aus dem Israel 2005 die Siedler abzog, wird von der Hamas kontrolliert, und palästinensische Präsidenten- und Parlamentswahlen sind überfällig: Mahmud Abbas ist nichts geblieben als seine - von Obama erfundene - Forderung nach einem Siedlungsstopp als Bedingung für Verhandlungen. Und die setzt ihn ins Unrecht, denn Netanyahu trägt seinen Verhandlungswillen vor sich her.

Manche Beobachter sehen eine dritte palästinensische Intifada heraufdämmern: Angesichts der aggressiven israelischen Ostjerusalempolitik, die auch von der EU kritisiert wird, mehren sich die Proteste - wie am Freitag im Stadtteil Sheikh Jarrah, wo wieder einmal Palästinenser zugunsten von Israelis delogiert worden waren.

Im Gegensatz zu Yassir Arafat, der sich von der Gewalt als Mittel der Politik nie lossagen konnte, hat Abbas andere Interessen: Das Westjordanland hat, auch als Resultat einer besseren US-europäischen Kooperation, beachtliche Fortschritte gemacht. Wenn sich die Institutionen und die Wirtschaft weiter so entwickeln, dann wäre eines der stärksten Gegenargumente gegen einen Palästinenserstaat - die angebliche palästinensischen Unfähigkeit, ihre eigenen Geschäfte zu führen - dahin.

Premier Salam Fayyad, ein auch von Israel respektierter Technokrat, proklamierte im August 2009 einen detaillierten Zwei-Jahres-Plan zur Etablierung aller Einrichtungen, die ein "de-facto palästinensischer Staat" braucht: Die internationale Gemeinschaft könne den Palästinensern das nicht verwehren, falls es zu keiner Verhandlungslösung kommt. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2010))