Wien - Kritik an Steuerung und Kontrolle der Fachhochschulen (FH) durch Wissenschaftsministerium und Fachhochschulrat (FHR) übt der Rechnungshof (RH) in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Die Steuerung des Sektors durch das Ministerium "wies Mängel auf", der FHR "vernachlässigt strategisch bedeutsame Aufgaben", heißt es darin. Zudem wird kritisiert, dass die FH-Studiengänge überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, "die ursprünglich geplante Mitfinanzierung seitens der Wirtschaft unterblieb weitgehend".

Laut RH konnte sich der FH-Sektor erfolgreich in der Bildungslandschaft positionieren, "er ist ein kleiner, aber wachstumsorientierter Bereich". Der Anteil der FH-Studenten an allen Studenten im Hochschulbereich stieg von 4,9 Prozent (2000/01) auf 12,3 Prozent (2007/08). Die Zahl der Absolventen erhöhte sich an FH stärker als an den Unis.

Zugang von Studenten ohne Matura

Positiv sehen die Prüfer, dass es dem FH-Sektor gelang, den Zugang von Studenten ohne Matura und von Berufstätigen zu fördern. So ist der Anteil der FH-Studenten mit nicht-traditionellen Zugangsvoraussetzungen von rund sieben (2002/03) auf zehn Prozent (2007/08) gestiegen. Allerdings gibt es hohe Abbrecher-Raten bei Studenten ohne Matura, etwa 31 Prozent bei Studenten mit Lehrabschluss gegenüber 23,4 Prozent bei jenen mit AHS-Matura. Das Wissenschaftsministerium sollte diesen Studierenden besondere Unterstützung zukommen lassen, empfiehlt der RH.

Auch der Anteil der Personen, die berufsbegleitend studieren, erhöhte sich in diesem Zeitraum von 28,7 auf 31,6 Prozent. Dabei lagen deren Drop-Out-Raten mit 23,1 Prozent nicht viel höher als für Vollzeit-Studenten (21,8 Prozent). "Problematisch" ist laut RH der Zugang von FH-Absolventen zu Doktoratsstudien an Unis, die Zusammenarbeit zwischen FH und Unis sollte hier verbessert werden.

Nicht gut weg kommt in dem Bericht der FH-Rat. Dieser erfüllte laut RH zwar seine Hauptaufgabe, die Akkreditierung von FH-Studiengängen. Er "vernachlässigt" aber seine Monitoring- und Entwicklungsaufgabe, wie etwa die kontinuierliche Beobachtung der Akzeptanz des FH-Sektors durch das Beschäftigungssystem oder die Sicherung der Ausbildungsstandards durch Beobachtung der Abschlussprüfungen. Zudem sind nach Ansicht des RH die vom FHR in Auftrag gegebenen Evaluierungsverfahren zu aufwendig. Kritik üben die Prüfer an der Entscheidung des FH-Rats, für 2009 alle Evaluierungsverfahren auszusetzen. Der FHR hatte dies mit der geplanten Neuordnung der externen Qualitätssicherung im tertiären Sektor begründet.

Hochschulplan fehlt

Im Schussfeld der RH-Kritik steht auch das Wissenschaftsministerium. Dieses berücksichtige bei der Festlegung der Entwicklungsziele des FH-Sektors die Arbeitsmarktsituation nur unzureichend. Ein Hochschulplan für den gesamten tertiären Bildungsbereich fehle - ein Manko, an dem man seitens des Ministeriums mit dem derzeit laufenden Hochschul-Dialog bereits arbeitet.

Kritisiert wird auch das Kostenmonitoring der 20 Erhalter von FH-Studiengängen in Österreich. Dafür wurde vom Ministerium ein System eingerichtet, das bisher aber nur von sieben Erhalten übernommen wurde. Bei diesen sieben zeigte sich, dass die Finanzierung der FH überwiegend aus öffentlichen Mitteln von Bund, Ländern und Gemeinden erfolgt, die Wirtschaft beteilige sich "entgegen der ursprünglichen Zielsetzung im Ausmaß von maximal drei Prozent". Schließlich zeigt ein Vergleich zwischen Evaluierungsergebnissen und durchschnittlichen Kosten je FH-Student verschiedener Erhalter, "dass höhere Kosten nicht automatisch höhere Qualität bewirkten". (APA)