Bagdad - Das vierte Todesurteil wurde schließlich vollstreckt: Ali Hassan al-Majid, Cousin Saddam Husseins, des 2006 ebenfalls hingerichteten irakischen Diktators, wurde am Montag in Bagdad gehängt, wegen seiner Verantwortung für den Giftgasangriff auf die irakisch-kurdische Stadt Halabja, der ihm den zynischen Spitznamen "Chemical Ali" eingebracht hatte. In Halabja wurden 1988 bis zu 5000 Menschen getötet.

Fast gleichzeitig wurde die irakische Hauptstadt am Montag wieder von einer Bombenserie heimgesucht. Beim Ishtar Sheraton, dem Babylon- und dem Al-Hamra-Hotel explodierten starke Sprengsätze. Die erste Bilanz belief sich auf mindestens 36 Tote, es wurde damit gerechnet, dass die Opferzahl noch steigt.

Die Hinrichtung Ali Hassan al-Majids fällt in eine Zeit der steigenden politischen Spannungen vor den Parlamentswahlen im Irak am 7. März. Die Urteilsvollstreckung hatte sich - zum Ärger vieler Kurden und Schiiten - verzögert, weil al-Majid zuvor gemeinsam mit Exverteidigungsminister Sultan Hashim al-Taie zum Tod verurteilt worden war. Vizepräsident Tarik al-Hashimi weigert sich, das Urteil zu unterschreiben, weil viele Iraker - vor allem arabische Sunniten - für al-Taie Befehlsnotstand geltend machen.

Im Halabja-Prozess wurde al-Majid vor einer Woche als einziger zum Tod verurteilt und nun hingerichtet. Weitere zwei Todesurteile hatte er für die brutale Niederschlagung von Aufständen von Schiiten in den Jahren 1991 und 1999 bekommen.

Ali Hassan al-Majid war eine der grausamsten Figuren des Regimes. 1996 spielte er auch eine führende Rolle bei der Tötung von Saddams Schwiegersohn Hussein Kamel und dessen Kindern. Hussein Kamel hatte sich mit zwei weiteren Brüdern und zwei Töchtern Saddams 1995 nach Jordanien abgesetzt, war jedoch wieder heimgekehrt - worauf Ali Hassan al-Majid die "Familienehre" wieder herstellte. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2010)