Wolfsburg - Nach nicht einmal sieben Monaten hat der auf Rang zehn abgestürzte deutsche Meister VfL Wolfsburg Trainer Armin Veh entlassen. Als Nachfolger wird der frühere Nationalspieler Bernd Schuster gehandelt. Der langjährige Bundesliga-Trainer Lorenz-Günther Köstner, der die zweite Mannschaft des VfL trainiert, übernimmt das Amt interimistisch. Der 57-Jährige wird nach Klub-Angaben auf jeden Fall am Freitag im Nord-Derby beim Hamburger SV auf der Bank sitzen. Im Vorjahr hatte Felix Magath Wolfsburg zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte geführt und war danach zu Schalke 04 abgewandert.
"Die Zusammenarbeit mit Armin Veh war gut, auch sein Verhältnis zur Mannschaft war intakt. Leider blieben die sportlichen Ergebnisse aus. Wir waren nicht mehr der Überzeugung, dass wir die Situation gemeinsam mit Armin Veh in absehbarer Zeit hätten ändern können", sagte Manager Dieter Hoeneß, der nach nur zehn Tagen einschneidend tätig wurde.
Mit der Suche eines Nachfolgers will er sich aber Zeit lassen. "Wir sind nicht in einer Situation, in der wir zeitlich etwas übers Knie brechen müssen", sagte er der Welt (Dienstag-Ausgabe). Es könne zudem sein, dass der neue Trainer im Gegensatz zu Magath und Veh "nicht wieder als Geschäftsführer angestellt wird".
Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Francisco Javier Garcia Sanz erklärte nach der Präsidiumssitzung, die Entscheidung sei "nicht leicht gefallen. Wir sind jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass wir nach den vielen negativen Erlebnissen der letzten Wochen handeln mussten - auch um einen Neuanfang zu starten."
Brennpunkt Abwehr
Veh, mit dem VfB Stuttgart 2007 selbst deutscher Meister, schien seine Entlassung schon am Montagmorgen zu ahnen. Als die Reservisten trainierten, blieb der Coach in der Kabine. Die Spielanalyse, die der 48-Jährige nach der 2:3 (1:1)-Pleite am Vorabend gegen den 1. FC Köln in der Kabine vornahm, war seine letzte als Wolfsburg-Trainer.
Die Probleme im Verrein sind zum größten Teil hausgemacht. Seit Wochen hatte Veh vergeblic versucht, dem seit neun Pflichtspielen sieglosen Titelverteidiger zu mehr Stabilität in der Abwehr zu verhelfen. Dass ihm dieses Vorhaben nicht gelang, wurde gegen die Kölner einmal mehr deutlich. "Es ist nicht normal, dass man in dieser Häufigkeit, derart banale Gegentore bekommt. Ich bin seit 19 Jahren Trainer und habe schon schwächere Mannschaften trainiert. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt", meinte Veh.
Kein zweiter Felix
Als Nachfolger Magaths war Veh bei seinem Dienstantritt mit aller Macht im sportlichen Bereich ausgestattet worden. Gewinnbringend nutzen konnte der Coach diese Befugnisse nicht. Die für insgesamt rund 20 Millionen Euro verpflichteten Zugänge Thomas Kahlenberg, Karim Ziani und Obafemi Martins erwiesen sich bisher auch aufgrund von Verletzungen allesamt als Flops. In der Champions League scheiterten die Deutschen in der Gruppenphase.
Also bekam der Coach zu Jahresbeginn Hoeneß vor die Nase gesetzt. Veh, der nach den ausbleibenden Erfolgen und dem Aus in der Champions League ohnehin schon in der Kritik stand, wurde aller gegenteiliger Aussagen zum Trotz weiter geschwächt. Wesentliche Teile der Mannschaft schienen zwar weiter hinter dem Trainer zu stehen, doch dessen Personalentscheidungen wirkten nicht immer glücklich. Gerade die häufige Umbesetzung der Innenverteidigung dürfte die Sicherheit nicht erhöht haben. Dass Veh zuletzt die Zügel im Training anzog, schien schon fast wie Verzweiflung.
Als Nachfolger wird im Wolfsburger Umfeld Bernd Schuster (bisher letzte Station Real Madrid) gehandelt. Der angeblich ebenfalls ins Auge gefasste Salzburg-Coach Huub Stevens sagte bereits ab. "Diese Saison stehe ich nicht zur Verfügung, so einfach ist das. Ich habe einen Vertrag unterschrieben und dazu stehe ich, was danach geschieht muss man sehen. Ich habe von Wolfsburg nichts gehört", erklärte der Niederländer gegenüber Sport1.de.
Die "Bild"-Zeitung hatte Stevens als Kandidat gehandelt - was diesen nicht erfreute. "Diese Berichterstattung ist eine absolute Respektlosigkeit", meinte der mit Salzburg derzeit in Belek weilende Stevens dazu am Montag. (sid/red)