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Jahrelang hat er der Constantia Privatbank mit Immo-Dials fette Gewinne verschafft, ab 2007 lief alles schief: Karl Petrikovics.

Foto: Reuters/Prammer

Wien - Schilderungen von Beschuldigten in der Causa Immofinanz/Constantia Privatbank (CPB) über die Zeit ab Herbst 2007, als in der Bank die verlustreichenDeals mit Immofinanz-Aktien mit Geld der Immoeast ruchbar wurden, geben Blick in ein von Karl Petrikovics ("KP" ) originell geführtes Unternehmen.

Im Bankvorstand (Petrikovics, Karl Arco und Norbert Gertner) ging es sehr diskret zu: "Jeder kümmerte sich sehr eigenständig um seinen Bereich ... Vorstandsprotokolle und Tagesordnung gab es nie" , beschrieb es ein Banker. Und: "KP hat Rückfragen über seinen Bereich (Beteiligungen, Konzernrechnungswesen etc.) zwar beantwortet, aber die Transparenz ... hätte höher sein können."

Das galt wohl auch fürs Zustandekommen der der CPB hohe Einnahmen garantierenden Managementverträge mit den beiden Immo-Gesellschaften. Die wurden im Juli 2007 für zehnJahre neu abgeschlossen (wurde später rückgängig gemacht): Formellen Vorstandsbeschluss soll es keinen gegeben haben, unterschrieben waren die Verträge nur von zwei statt drei CPB-Chefs (der dritte: "Wahrscheinlich war ich gerade nicht verfügbar." ) und der Aufsichtsrat soll nicht informiert gewesen sein.

"Verschleierung"

Ähnlich originell zugegangen sein dürfte es nach dem Auffliegen der Deals und deren Camouflage per "Ibag-Anleihe" (die Ibag war jene Banktochter, über die ab 2004 Zahlungen für die Immo-Aktien liefen, deren Kauf ab 2007 Riesenlöcher in Banktöchter riss).

Im Oktober 2007 gab es laut einem Beschuldigten Besprechungen "zur Frage der Veranlagung der Bank in Immoeast- und Immofinanz-Aktien" , bei denen Petrikovics, Helmut Schwager (Aufsichtsrat von Bank und Immos), Guido Schmidt-Chiari (Immo-Aufsichtsrat und Turnauer-Stiftung HTS) und Prinz Michael von und zu Liechtenstein (CPB-Präsident, HTS-Privatstiftung, Packaging B.V., damals Bank-Eignerin) dabei gewesen seien. Der Mann zur Justiz: "Aus heutiger Sicht wurden diese Besprechungen ... nur veranlasst, um damit eine Verschleierung der eingetretenen Verluste zu bewirken." Wie die im Sonderbericht an die Immo-Aufsichtsräte im Juli 2008 erwähnten "Anleihebedingungen" gebastelt wurden: Man habe wohl "den Text ... aus Emissionsbedingungen einer Immofinanz-Wandelanleihe 2007 herauskopiert" .

Der beschuldigte Ex-Ibag-Aufsichtsrat und WU-Professor, Christian Nowotny (es gilt die Unschuldsvermutung) trug die beruhigende Darstellung im Sonderbericht mit:"Ich habe befürchtet, der Immoeast könnte ein Nachteil entstehen, wenn ich die zur Tarnung verwendete Anleihe an die große Glocke hänge" , sagte er aus. Und verwies auf seinen Cousin, OeNB-Chef Ewald Nowotny.Der habe "in seinen ersten Wochen" als Bawag-Chef, als er bereits wusste, was in der Vergangenheit geschehen war, auch gedacht, man könnte durch Vertraulichkeit mehr Schaden verhindern" .

Was C. Nowotnys Aussage auch zeigt, ist der Grund, warum die Bankeigner Petrikovics "nach seiner Beichte" nicht abberiefen. Christine de Castelbajac (indirekt Bankeigentümerin) und ihr Berater Schmidt-Chiari hätten ihm "mitgeteilt, dass man gegen KP nicht vorgehen wolle, da ähnliche Geschäfte im Vorjahr mit erheblichen Gewinn gelaufen seien, und man seine Verdienste berücksichtigen wolle. Man werde die Verluste ausgleichen, wahrscheinlich durch den Verkauf der Bank". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.1.2010)