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Auch die schwedischen Fans konnten die Innsbrucker Fanzonen nicht vor dem Minus retten.

Foto: APA/Parigger

Innsbruck - "Mir war schnell klar, wo der Fehler gemacht worden ist", erklärt Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (VP) mehr als eineinhalb Jahre nach der Fußball-Europameisterschaft und den drei Matches im Innsbrucker Tivoli-Stadion im Gespräch mit dem Standard: "Die EURO-Begeisterung wurde falsch eingeschätzt, die Organisatoren befanden sich in einer Art Begeisterungsrausch - die potenziellen Fans aber nicht."

Im März soll das Kapitel des EURO-Minus mit dem Endbericht des Landesrechnungshofes endgültig beendet sein. Die Prüfer haben die Subventionen des Landes und die Sponsorengelder für die vier Innsbrucker Fanzonen gegenübergestellt: Insgesamt soll das Land 10,7 Millionen Euro für Infrastruktur und Abwicklung der Fußballeuropameisterschaft aufgewandt haben, berichtet die Tiroler Tageszeitung. Die Sponsorengelder von landeseigenen Unternehmen wie der Tiwag in Höhe von 250.000 Euro würden noch hinzukommen.

Der Rohbericht bestätigt das finanzielle "Fanzonendebakel" . So sollen die Ausgaben bei der Fanmeile Innenstadt um 1,5 Millionen über dem Budgetvoranschlag liegen. Hauptverantwortlich für das dicke Minus wären die zu niedrig veranschlagten Sicherheitskosten gewesen. Die größte Fehlplanung dürfte aber die VIP-Fanzone auf der Seegrube gewesen sein. Veranschlagt waren offenbar Einnahmen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Es sollen aber nicht einmal die Hälfte, sondern nur rund 580.000 Euro eingenommen worden sein. "Der Blitz hat zweimal eingeschlagen, und das Wetter war auch schlecht" , erinnert sich die Wirtschaftslandesrätin säuerlich an das VIP-Zelt 1905 Meter über Innsbruck.

Zeltaufbau um 390.000 Euro

Auch die Auftragsvergabe bei der Fußball-Europameisterschaft wird im Rohbericht kritisiert. Allein der Auf- und Abbau des VIP-Zeltes auf der Seegrube soll 390.000 Euro gekostet haben. "Eine irrsinnige Summe" , sagt der Grüne Martin Hof: "Wenn es stimmt, dass die VIP-Fanzone nur 44 Prozent der veranschlagten Summe eingenommen hat, dann können nicht zwei Blitzschläge und schlechtes Wetter dran schuld sein." Hof freut sich auch auf die Textkommentare des Berichtes zu den Vergaben: "Dann kommt heraus, wer von wem die Aufträge bekommen hat."

Bereits bei der ersten EURO- Prüfung von Stadt und Land seien "seltsame Verträge" mit Betreibern aufgefallen. So habe das von Stadt und Land hochsubventionierte Bergisel-Stadion teuer als Public-Viewing-Zone angemietet werden müssen.

Dass sich die Rechnung nicht ausgehen konnte, zeigte sich bereits Ende 2008 in den ersten EURO-Bilanzen. Im Mai des vergangenen Jahres stand nach weiteren Berechnungen dann fest: Die vier Innsbrucker Fanzonen der EURO 2008 hatten trotz Geldspritzen von Stadt, Land und Sponsoren ein Minus von rund 980.000 Euro gemacht. Die Organisatoren hatten zwar leichte Verluste einkalkuliert, schlussendlich waren diese aber größer als vorab berechnet. Der für die EURO politisch verantwortliche Innsbrucker Vizebürgermeister Christoph Platzgummer (Liste Für Innsbruck) trat im Mai 2009 zurück. Für Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf war das EURO-Minus damit noch nicht vom Tisch, sie forderte eine weitere Prüfung der Finanzbücher durch den Landesrechnungshof.

Bei der Budgetierung des Fußballspektakels war Zoller-Frischauf selbst noch nicht im Amt. "Das Budget von Großveranstaltungen wird immer niedrig angesetzt - schon damit die Akzeptanz in Politik und Gesellschaft hoch ist", ärgert sie sich. Danach käme das "böse Erwachen": Alles sei doch teurer, und der eingeplan-te finanzielle Polster sei gleich weg. (Verena Langegger/DER STANDARD-Printausgabe, 26.1.2010)