Lange wird Beatrix Karl den lästigen Studierenden nicht auskommen. Wenn Österreich gemeinsam mit Ungarn im März zum Bologna-Gipfel lädt, bei dem die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums abgeschlossen werden soll, wird auch für Demos gesorgt sein. Ankündigungen deuten darauf hin, dass diese nicht zimperlich ausfallen werden: "Versauen wir den Scheiß-Bolognagipfel."
Der Umgang mit (potenziellen) Hörsaalbesetzern ist eine der großen Herausforderungen für Karl, für die sie auch Sitzfleisch brauchen wird. Schließlich soll der von Vorgänger Johannes Hahn gestartet "Dialog Hochschulpartnerschaft" in Reformen münden, die den Protesten den Wind aus den Segeln nehmen sollen.
Wegweisend, ob Karl wie andere Amtsinhaber nur als Mangelverwalterin in die Geschichte eingeht, wird der kommende Herbst sein. Bei Verhandlungen mit dem Finanzministerium muss sie versuchen, ihrem "Erfinder" Josef Pröll zusätzliches Geld herauszureißen. Der Spielraum ist allerdings klein. Ein Großteil des Ressortbudgets ist bereits durch die Leistungsvereinbarungen mit den einzelnen Unis vorgezeichnet.
Weiteres brennendes Problem: Der Ansturm auf verschiedene Fächer, der zu heillos überfüllten Hörsälen führt. Die Rektoren fordern vehement die Neuregelung des Zugangs - was von Studieneingangsphasen bis zu direkten Beschränkungen alles bedeuten kann. Ewig kann Karl diese Frage nicht aufschieben. Übernächstes Jahr wird die mit der EU-Kommission vereinbarte Notlösung, im überlaufenen Medizin-Studium 75 Prozent der Plätze für Österreicher zu reservieren, auslaufen.
Noch eine Altlast hat Hahn hinterlassen. Einige Fraktionen der Hochschülerschaft bekämpfen immer noch das Ergebnis der via E-Voting durchgeführten Uni-Wahlen. Nächste Instanz: der Wissenschaftsminister.
Auch den Koalitionspartner muss Karl bearbeiten, will sie ihrer Linie treu bleiben: Die neue Ministerin ist Befürworterin von Studiengebühren. (APA, jo, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2010))