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Die größten Hoffnungsträger auf der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz: das Allen Telescope Array in Kalifornien.

Foto: Reuters

London - Wenn Außerirdische tatsächlich einmal die Erde heimsuchen sollten, müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen: Die Aliens werden uns Menschen nämlich ziemlich ähnlich sein, prophezeit zumindest Simon Conway Morris, angesehener Paläontologe an der Uni Cambridge.

Der Evolutionsbiologe ist heute einer der prominenten Vortragenden bei einer der Tagung über "die Entdeckung außerirdischen Lebens und die Folgen für Wissenschaft und Gesellschaft", die von der Royal Society anlässlich ihres 350-Jahr-Jubiläums organisiert wurde und eine Art Zwischenbilanz der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz zieht.

Conway Morris, nebenbei bekennender Christ und zugleich heftiger Kritiker des "Intelligent Design", geht nicht weiter überraschend davon aus, dass Leben am ehesten auf einem Planeten ähnlich dem unseren zu finden sein wird. Für mehr Diskussion dürfte die Hauptthese seines Vortrags sorgen: Die Organismen fremder Planeten gleichen jenen des unseren auch in ihrer Biochemie.

Evolution ist überall ähnlich

"Meiner Ansicht nach ist die Darwin'sche Evolution ziemlich gut vorhersagbar. Wenn es eine Biosphäre gibt und die Evolution das Kommando übernimmt, dann zeigen sich überall ähnliche Dinge. Das gilt auch für Intelligenz", so Conway Morris. Die einzige Variable sei die Größe des Planeten: "Wenn die Schwerkraft größer ist als bei uns, dann wird alles näher am Boden herumkrabbeln."

Wie kürzlich erst errechnet wurde, dürfte die Anzahl der "habitablen" Planeten in der Milchstraße viel größer sein als bisher angenommen. Sogar die Roten Zwerge, die 70 Prozent der bis zu 300 Milliarden Sterne der Galaxie ausmachen, könnten von Planeten umkreist werden, die Leben beherbergen können, meint Frank Drake vom Seti-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) in seinem Referat. Warum aber hat die mehr als langjährige Suche nach außerirdischer Intelligenz noch kein Ergebnis gebracht?

Drake setzt seine Hoffnung in das etwa 500 km nordöstlich von San Francisco gelegene Allen Telescope Array (ATA), das 2007 in Betrieb genommen wurde. Das Besondere am ATA: Mit zahlreichen vernetzten Einzelteleskopen wird ein großer Frequenzbereich und ein weites Beobachtungsfeld abgedeckt. "Seti-Projekte wären aber noch besser, wenn sie von der uns abgewandten Seite des Monds aus betrieben werden könnten" , so Drake zu Zukunftsplänen.

Für Diskussionen dürfte auch der Vortrag von Albert Harrison sorgen. Der Psychologieprofessor von der kalifornischen Universität Davis fragt sich darin einerseits, ob wir selbst die richtigen Signale aussenden, um auf uns aufmerksam zu machen. Harrison hält viel davon für sinnloses Tamtam. Andererseits stellt er die Frage, ob es so sinnvoll ist, diese Anstrengungen weiter auszubauen. Eben weil die Außerirdischen so sein könnten wie wir. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 26. 1. 2010)