Wär' jetzt nicht wirklich Zeit für eine neue Partei? Warum nicht, sagen 72 Prozent in einer Umfrage. Das ist wohl ein Ausdruck der tiefen Verdrossenheit mit der existierenden Parteienlandschaft: SPÖ und ÖVP wenig inspirierend und unter generellem "Die richten es sich eh, die da oben" -Verdacht, die Grünen tramhapert und die Rechten für zivilisierte Menschen unwählbar. Außerdem wird jetzt auch schlichteren Gemütern klar: Je lauter jemand behauptet, er sei die "Partei der Fleißigen und Anständigen" , desto mehr Staatsbürgerschaften hat er an russische "Investoren" verkauft und desto gründlicher hat er ein ganzes Bundesland in die Erde geführt.

Nur: Die Sehnsucht nach Alternativen ist echt (allerdings können sich zehn Prozent vorstellen, eine Partei rechts von der FPÖ - also schon Neo-Nazis - zu wählen). Die Grünen - ach, sie scheinen auch diese Chance zu verschlafen, sich als Bewegung für wache, reformorientierte, von der Korruption angewiderte Bürger zu positionieren. Würden SPÖ und ÖVP feststellen, dass ihnen die Intelligenten zu den Grünen davonlaufen, würden sie vielleicht aufhören (müssen), immer noch weitere - sinnlose - Zugeständnisse an die extreme Rechte zu machen.

Was es im Österreich der letzten Jahre an neuen "Parteien" gab, waren populistische Egomanen -Vehikel (Dinkhauser, Hans-Peter Martin). Besser wären Reformbewegungen innerhalb der bestehenden Kräfte. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2010)