Mehr Postämter und vielleicht auch noch solche, in denen neben dem eingeschrieben Brief eine Jause oder ein kleines Nachtmahl verkauft wird, und das alles ohne Warten in der Schlange, das klingt verheißungsvoll. Ob das gepriesene Postgreißlertum mit den langen Öffnungszeiten große Zukunft hat oder nur PR von Post, Wirtschaftskammer und Gemeindebund ist, bleibt abzuwarten.
Misstrauen ist angebracht. Denn die gelbe Post geht nicht auf Werbetour, weil sie mehr Marken verkaufen oder handgeschriebene Briefe austragen will (diese Dienste sind, weil nicht maschinell sortierbar, defizitär und daher ungeliebt). Nein, die Post hat offenbar Probleme, die im Gesetz irrigerweise festgeschriebene Zahl an Zugangspunkten zu erfüllen. Also sucht sie zwanzig Jahre nach dem Greißlersterben nach Greißlern für diese schlecht bezahlten Dienste.
Im Interesse der Bevölkerung und der Gemeinden ist ihr Erfolg zu wünschen. Als Strategie ist es aber etwas wenig. Denn was die Post mit ihren Schalterbeamten macht, wenn alle Ämter ausgelagert sind, bleibt ihr Geheimnis. Die Unkündbaren müssen nämlich weiter bezahlt werden.
Hinterfragen sollten ihre Aktionäre auch, wie die Post das einträgliche PSK-Finanzgeschäft halten will, wenn sogar von ihr bezahlte Umfragen ergeben, dass die Menschen ihren Kontostand dem Trafikanten nicht offenlegen wollen, sondern lieber zur nächsten Raiffeisenkasse gehen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.1.2010)