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Gesine Lötzsch und Klaus Ernst bekommen im Mai neue Aufgaben. Sie werden gemeinsam die Linkspartei übernehmen.

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Die deutsche Linkspartei wird auch weiterhin von einer Doppelspitze geführt. Wenn Lothar Bisky und der an Prostatakrebs erkrankte Oskar Lafontaine am Parteitag im Mai endgültig abtreten, dann steht ein neues Duo bereit: Gesine Lötzsch (49), derzeit stellvertretende Chefin der Linksfraktion im Bundestag, und Klaus Ernst (55), ebenfalls Fraktionsvize.

Doch bei der Neugestaltung der Doppelspitze wurde nicht nur penibel auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis, sondern auch auf die regionale Herkunft geachtet. Lötzsch, die die erste Frau an der Spitze der Linken sein wird, stammt aus Ostberlin. Sie war in der DDR Mitglied der SED (der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands) und trat nach der Wende der Nachfolgepartei PDS bei.

Ernst kommt aus München und gehört zu den Gründungsmitgliedern der WASG, der "Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit" - jener Bewegung also, die frustrierte Gewerkschafter und SPD-Funktionäre 2005 gründeten, weil sie die Reformpolitik des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder nicht mehr mittragen wollten.

Auch politisch ticken die beiden unterschiedlich: Lötzsch gilt als bescheidene Pragmatikerin, die sich in der Haushaltspolitik einen Namen gemacht hat. Ernst hingegen ist ein eher aufbrausender Typ, der Fundamentalopposition betreibt. "Mutti und Macho" nennt die Frankfurter Rundschau das neue "Dreamteam" .

Die Nominierung der beiden zeigt deutlich, mit welchem Problem die Linke kämpft: Zwar ist sie auf dem Papier eine einzige Partei, in der politischen Realität jedoch zerfällt sie in zwei Teile mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen: Während die "Ostler" bereit sind, in nicht allzu ferner Zukunft auch im Bund Regierungsverantwortung zu übernehmen, wollen die "Westler" lieber von der Oppositionsbank aus wohlfeile Ratschläge erteilen. Lötzsch beschreibt die vordringlichste Aufgabe der neuen Spitze daher so: "Wichtig wird es sein, dass wir die Partei vereinigen."

Vor allem Ernst wird es bei seiner neuen Aufgabe nicht leicht haben, tritt er doch in die übergroßen Fußstapfen von Lafontaine. Weder erreicht er dessen Bekanntheits- noch dessen Beliebtheitswerte. "Einfach den Oskar zu machen wird nicht klappen" , räumt er schon einmal ein.

Die Ost-Linken hätten eigentlich gerne Fraktionschef Gregor Gysi an der Spitze der Partei gesehen. Der jedoch wollte nicht, weil er ebenfalls nach mehreren Herzinfarkten gesundheitlich angeschlagen ist.

Am Parteitag im Mai soll übrigens Sarah Wagenknecht zur Vize-Vorsitzenden gewählt werden. Dies wäre ein deutliches Signal an den linken Flügel, gehört sie doch der "Kommunistischen Plattform" an. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2010)