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"Kaum Wind, frischer Schnee, kalte Luft, ein klarer Sternenhimmel, das waren die Zutaten für die bitterkalte Nacht", erklärte Meteorologe Christian Retitzky

Foto: APA/Martin Gerten

Es war eine sternenklare Nacht aber auch die kälteste Nacht in Österreich seit dreizehn Jahren. In Niederösterreich herrschten in der Nacht auf Mittwoch die kältesten Temperaturen. Im Waldviertel in Gars am Kamp wurden Temperaturen von 27,6 Grad minus gemessen. Kälter war es zuletzt vor dreizehn Jahren: Am 27. Dezember 1996 wurden in Weitra minus 28,2 Grad gemessen.

"Kaum Wind, frischer Schnee, kalte Luft, ein klarer Sternenhimmel, das waren die Zutaten für eine bitterkalte Nacht", erklärte Meteorologe Christian Retitzky.  Nach Gars am Kamp war es in den niederösterreichischen Orten Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen) mit minus 24,8 Grad und Oberndorf an der Melk (Bezirk Scheibbs) mit minus 23,3 Grad besonders grimmig kalt. In Niederösterreich und der nördlichen Steiermark kommen solche Tiefstwerte  im Schnitt nur alle drei Jahre vor.

1929 hatte es 36,6 Grad

Der tiefste je gemessene Wert stammt aus dem Jahre 1929. In der Nacht auf den 11. Februar vor rund 80 Jahren hatte es in Zwettl (NÖ) unbeschreibliche minus 36,6 Grad.

Kälteschäden an Händen und Gesicht ab fünf Grad

"Grundsätzlich besteht ab einer Temperatur von minus fünf Grad zumindest die Gefahr, Kälteschäden an Händen und Gesicht zu erleiden", so Wolfgang Schreiber, Chefarzt beim Roten Kreuz und Notfallmediziner am AKH Wien.

Wichtig sei laut Schreiber auch körperliche Aktivität: "Dabei produziert der Körper selbst Wärme." Deshalb sollte man auch darauf achten, dass z. B. dem Säugling im Kinderwagen nicht gleich warm ist wie demjenigen, der schiebt und dabei geht. Beim Spaziergang bei niedrigen Temperaturen sollten auch unbedeckte Hautstellen wie das Gesicht mit Fettcremen eingeschmiert werden - und generell "auf den Körper gehört werden: Wenn mir draußen kalt ist, schaue ich, dass ich ins Warme komme."

Unterkühlung, wenn die Körpertemperatur unter 36 Grad sinkt

Eine Unterkühlung droht z. B. dann, wenn man in der Kälte zu Sturz kommt und für längere Zeit liegen bleibt. Von einer "relevanten Unterkühlung" spricht man, wenn die Körpertemperatur unter 36 Grad sinkt: "Gefährlich für das Leben wird es bei einer Körpertemperatur unter 30 Grad. Dazu braucht es aber schon einige Stunden, das geht in der Regel nicht in einer halben Stunde", erklärte Schreiber.

"Wichtig zu wissen ist auch, dass es den Kälteschaden auch in der Stadt und in der Wohnung gibt", so der Notfallmediziner. Stürzen beispielsweise Menschen in ihrer Wohnung und bleiben dort hilflos für längere Zeit liegen, kann dies auf einem Steinboden, bei zu wenig aufgedrehter Heizung oder offenem Fenster genauso gefährlich werden wie im Freien.

Anzeichen für Erfrierungen sind Schmerzen und Taubheit

Erste Anzeichen für Erfrierungen sind Schmerzen und Taubheit: An einem warmen Ort kann man sich sozusagen wieder "auftauen". Ein Symptom von Unterkühlung ist z. B. Apathie: Der Betroffene wird müde, schläft schließlich ein. Es drohen Bewusstlosigkeit und Atem-Kreislaufstillstand.

Person nicht massieren sondern vor weiterem Wärmeverlust schützen

Wichtig sei, denjenigen so wenig wie möglich zu "manipulieren" - den Betroffenen also nicht massieren oder zu viel bewegen: "Minimal Handling" sei hier das Stichwort, um Herzkomplikationen wie Kammerflimmern zu vermeiden. Man sollte die Person aber vor weiterem Wärmeverlust schützen, z. B. durch Zudecken oder auch durch die Gabe von warmer Flüssigkeit wie Tee: "Das bewirkt das Gegenteil von Alkohol", so Schreiber.

Alkohol - Körper kühlt schneller aus

Denn Alkohol kann bei Erfrierungen eine weitere Gefahr sein.  Durch den Alkohol erweitern sich die Blutgefäße der Haut, man kühlt schneller aus und hat gleichzeitig ein vermindertes Kälteempfinden. (red, APA)