Berlin - Die deutsche Wirtschaft startet mit einer großen Portion Optimismus in das neue Jahr. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Jänner überraschend deutlich auf 95,8 Punkte von 94,6 im Vormonat. Das teilte das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7.000 Unternehmen mit. "Die wirtschaftliche Erholung setzt sich zu Beginn des neuen Jahres fort", sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Der im März 2009 begonnene Aufwärtstrend des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ist damit ungebrochen: Es erreichte den höchsten Stand seit Juli 2008. Die von Reuters befragten Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Anstieg auf 95,1 Zähler erwartet.

Optimismus

Die Firmen schätzten sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Perspektiven für die nächsten sechs Monate besser ein als zuletzt. "Es ist eine Idealkonstellation, dass beide Komponenten weiter steigen und dass die Erwartungen deutlich über der Lage liegen. Das signalisiert deutliches Wachstumspotenzial für die Wirtschaft", sagte Ökonom Heinrich Bayer von der Postbank.

Die Stimmung verbesserte sich vor allem bei den Industriefirmen merklich. "Im Auslandsgeschäft rechnen sie mit einer deutlichen Belebung", sagte Sinn. Dennoch wollen sie weiter Personal abbauen, da die Maschinen und Anlagen unterdurchschnittlich ausgelastet sind.

Auch die Stimmung im Bauhauptgewerbe stieg deutlich. "Aktuell klagt jedoch ein großer Teil der Unternehmen über witterungsbedingte Behinderungen der Bautätigkeit", sagte Sinn. Wegen des ungewöhnlich kalten Winters kann derzeit auf den meisten Baustellen nicht gearbeitet werden. In der Regel habe das kalte Wetter aber nur einen aufschiebenden Effekt, meinte ifo-Experte Klaus Abberger. Aufträge würden dann zu einem späteren Zeitpunkt abgearbeitet: "Die Erwartungen der Baubranche sind sogar deutlich gestiegen." Die Firmen erhofften sich aus den Konjunkturprogrammen der Bundesregierung noch einige Impulse.

Im Großhandel hat sich das Geschäftsklima ebenfalls weiter aufgehellt, während es sich im Einzelhandel kaum veränderte. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Indikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Nahezu unbeeindruckt haben jedoch Anleger an den Finanzmärkten auf den besser als erwartet ausgefallenen Ifo-Index reagiert. Der Euro hielt sich weiter über 1,41 Dollar (29,0 Euro), der Dax lag 0,6 Prozent im Minus, vor dem ifo-Index waren es 0,7 Prozent. (APA/Reuters)