Die Welt vieler Kinder in den 60er-Jahren bestand aus Plastiksteinen mit zwei, vier oder acht Noppen, in zunächst Rot, Weiß, Blau und Gelb, dann auch Schwarz, Grau und Grün, Rädchen mit Gummireifen in zweierlei Größen, die immer verlorengingen. Daraus bauten sie, Stein auf Stein, was ihnen in den Sinn kam: Häuser, Autos oder Monster von anderen Planeten.

Dekaden später sind die als Lego bekannt gewordenen Bausteine noch immer fixer Bestandteil in vielen Kinderzimmern. Doch - Tribut an die Zeit von Computer, Handy und Internet - ist der seit 1944 als Lego firmierende dänische Spielzeughersteller längst in die digitale Welt eingezogen und taucht dort immer tiefer ein.

Seit wenigen Wochen verbreitet er sich zum Beispiel seh- und hörbar auf dem iPhone als farbenfrohe Fotoapplikation. Fotos verwandeln sich in ein Mosaik aus zig-Legosteinen, das auf Fingerdruck dominosteinartig und klappernd in verschiedene Farbschattierungen wechselt.

Taufrisch ist auch LegoClick, mit der das Unternehmen die Brücke in die Welt der sozialen Netzwerke baut. "Es gibt schon so viele Lego-Fans mit unterschiedlichen Websites weltweit, denen wir eine gemeinsame Plattform bieten wollen", sagt Katharina Sutch, Kommunikationsleiterin von Lego Europa im Gespräch mit dem Standard . "Wir wollen damit die Lego-Steine vom wirklichen Leben in die virtuelle Welt ein-bauen."

Seit dem Start von LegoClick türmen sich hier ausgehend von einem virtuellen Fabrikboden die Beiträge übereinander, haben längst das Dach durchstoßen und wachsen zusehends in den Himmel - wie der aus mehr als 500.000 Lego-Steinen erbaute, 29,97 Meter hohe Rekordturm, der im Oktober 2009 in München realisiert wurde (2008 war der alte Weltrekord mit 29,48 Meter in Wien aufgestellt worden).

Bauklotz-Community

Wie groß die Bauklötze-Community ist, vermag Sutch nicht zu sagen. "Allein auf Youtube finden sich mehr als 290.000 Videobeiträge zum Stichwort Lego", versucht sie einen Anhaltspunkt zu geben. "Lediglich ein Prozent stammen dabei von uns." Viele davon zählen zum dafür kreierten Genre des Brickmovies, Trickfilme, in denen Figuren und Landschaften aus Lego Spielzeug, Playmobil-Figuren und anderen Baustein-Systemen zusammengesetzt sind.

Die Legosphäre dehnt sich mittlerweile aus in ein eigenes Universum, das in Form eines gleichlautenden Massive Multiplayer Online Games (MMOG) heuer auf die Fans zukommen soll. Ein genauer Starttermin ist noch nicht bekannt.

In dem Rollenspiel, an dem schon mehrere Jahre geschnitzt wird, sollen viele der sehr unterschiedlichen Lego-Themenwelten (Piraten, Ninjas, Ritter, Raumschiffe) zum Online-Leben erweckt werden. Der Spieler oder die Spielerin baut per Mausklick am Geschehen nach allen Kräften mit, teilweise sollen auch eigene Modelle und Welten erstellt werden können.

Gefragt sind dabei auch die Eltern, denn für das Spiel soll mittels Abo monatlich zur Kasse gebeten werden. Bauteile für eigene Schöpfungen sollen zudem - wie beim kostenlosen Online-Bauprogramm Lego Digital Designer - bestellt werden können. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe 26. Jänner 2010)