Gerald Henzinger arbeitet in Mosambik. Seine freie Zeit nutzt er für Ausflüge in die Umgebung, immer ausgerüstet mit seiner Kamera. In einem Blog berichtet er regelmäßig vom Leben in dem afrikanischen Land. Wir zeigen Fotos von einem Ausflug nach Sofala.

Foto: Gerald Henzinger

Sofala wollte ich sehen. Eine Woche hatte ich Zeit, bis mich meine Pflichten wieder einholten. Der Stamm der Ndau ist südlich von Beira bis zu den Provinzgrenzen daheim. An diese werden ich im übrigen nicht herankommen. Wie denn auch, ich war ja nur 200 Kilometer gefahren, ein mosambikanischer Katzensprung.

Seid ihr bereit? Dann kommt mit! Mamuka Masoko. Guten Tag, was gibt es Neues?

Foto: Gerald Henzinger

Nach Buzi mit dem Boot und von dort nach Nova Sofala mit dem Rad. Nichts besonderes, eine Stunde Bootsfahrt und 60 Kilometer mit dem Rad. Abgelegt wird am Praia Nova. Ein Strand der schön sein könnte und es auch irgendwie ist, allerdings kämpft dieser mit den Menschenmassen und deren Mist. Praia Nova hat als weitere Attraktion ein Altersheim für Schiffe. In Afrika benutzt man alles bis es nicht mehr geht. Die Schiffe am Praia Nova sind in diesem Stadium.

Foto: Gerald Henzinger

Pläne schmieden und diese wieder aufgeben. So beginnt eine wunderbare Reise. Plan: Um sechs Uhr dreissig gehen die Boote nach Buzi, eine Bootsfahrtstunde von Beira weg. Der Abgelichtete hält das Boot nach Nova Sofala fest. Es ist schon fast neun Uhr und ich weiss bereits, dass heute wahrscheinlich kein Boot mehr nach Buzi gehen wird. Wunderbares Mosambik, es hält immer Optionen offen. Auch für mich. Solange er das Boot nach Nova Sofala festhält, kann ich noch einsteigen...

Foto: Gerald Henzinger

... und ich steige ein. Mit vielen anderen, die nach Hause in ihre Dörfer rund um Nova Sofala wollen. Das Meer war ruhig, was mir die Seekrankheit ersparte. Danke Meer!

Foto: Gerald Henzinger

Dreieinhalb Stunden später liefen wir in Nova Sofala ein. Strand, Palmen... Turismus war hier einmal groß, aber heute kommt fast niemand mehr her. Zu lange dauerte der Krieg und zu schlecht sind jetzt die Wege nach Nova Sofala.

Foto: Gerald Henzinger

Ich frage: "Sonne, darf ich dich fotografieren?", worauf sie sich hinter dem Baobab versteckte. Sonne, du feiger Stern!

Foto: Gerald Henzinger

Sofala - das Nova kam später dazu - war der südlichste Stützpunkt der Araber in Ostafrika. Elfenbein, Gold und Sklaven wurden hier gehandelt, bis um 1500 die Portugiesen auftauchten und alles beschlagnahmten. Die Arabischen Händler zogen die Konsequenzen und verlegten ihren Handel weiter nach Norden. Die Portugiesen hatten Sofala erobert, aber es war niemand mehr da!

Nova Sofala hat eine lange Geschichte, aber davon ist nichts mehr übrig. Irgendwo im Meer gibt es einen Felsen, der das portugiesische Fort gewesen sein soll. Heute gibt es in Nova Sofala eine muslimische Heiligstätte. Leute kommen hier her, um hier Segen für die Zukunft zu erbitten. Moussa ist der Sohn von Ibrahim, welcher die Heilige Stätte betreut. Ibrahim bereitet seinen Sohn auf seine zukünftigen Aufgaben vor.

Foto: Gerald Henzinger

Nova Sofala geriet in Vergessenheit. Beira war die neue Provinzhauptstadt, was sollte man noch tun hier. Muslimische Würdenträger haben sich hier in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts eingefunden und diesen Ort als besonders befunden, als heilig. Es wird eine kleine Moschee aus Palmen und Gras gebaut. Später entstand hier ein Bau aus Stein. Der Santuario von Nova Sofala. Die beiden sind Helfer von Ibrahim und Moussa.

Foto: Gerald Henzinger

Das Meer nimmt, aber es gibt auch. Diese Frauen ziehen das Netz duchs seichte Uferwasser und am Ende des Tages gibt es Fisch, zwar nicht die Großen, aber immerhin viele kleine...
meistens!

Foto: Gerald Henzinger

Die politischen Kampagnen erreichen bei Wahlen in der Dekokratie Mosambik selbst den letzten Zipfel diese Landes. Man kriegt ein T-Shirt und einen Schnaps und ist dabei. Vota... ähm, ich darf nicht wählen. Gut so, ich wüsste auch nicht wen.

Foto: Gerald Henzinger

Wer so auf einer Palme pickt, muss grinsen. Der grinst aber nicht nur auf der Palme, sondern überall. Die Partei "FRELIMO" pflastert Mosambik mit dem Gesicht ihres Kandidaten Guebuza zu.

Foto: Gerald Henzinger

Das Wasser in der Bucht war ruhig. Ich auch. Das Kanu von Augusto war frisch in Rot-Weiss-Rot gestrichen, trotzdem erinnert mich gerade wenig an Österreich. Keine zwei Minuten später rudert Augusto los, als Fracht hat er ein Rad und mich.

Foto: Gerald Henzinger

Insgesamt wird er zweieinhalb Stunden mit mir unterwegs sein. Zuerst wollte er 60 Metical, aber die Ebbe versperrte den Weg, was ihm eine Stunde paddeln mehr einbrachte. Er wird am Schluss 90 Metical verlangen und ohne zu zögern gab ich ihm 100, was nicht ganz drei Euro sind. Die Wiener Linien haben einen ähnlichen Tarif für eine Fahrt. Die hier war besser!

Foto: Gerald Henzinger

Der Hafen von Ampara war ein Schlammloch, aber dessen Chef hiess mich willkommen. Er sieht zwar nicht mehr viel, Durchblick hat er aber allemal. Meinem Begehr, sein Revier zu durchqueren, wurde von ihm gestattet, mehr sogar, ich bekam einen Wegweiser mit. Aber nur bis zum nächsten Chef. Das waren fünf Kilometer.

Foto: Gerald Henzinger

My Lovely, wie wahr! Diese Dame hat in der Boutique zu grellen Farben und zu markigen Sprüchen gegriffen. Afrika hat mehr Farben als andere Kontinente, da bin ich mir sicher. Dieser für's Auge erfreuliche Umstand setzt sich bei der Bekleidung der Leute hier fort. Afrikanisches Rot ist feurig, afrikanisches Orange ist grell, afrikanisches Gelb schreit und afrikanisches Blau friert.

Foto: Gerald Henzinger

Chef Joao und ich kommen gerade einen Hügel herunter. Er schreit noch, dass ich die Lenkstange meines Rades gut festhalten muss, es geht bergab und obendrein müssen wir durch eine Sandbank. Klar, er kann ja nicht wissen, dass mein Rad Bremsen hat.

Ich sehe ihn noch, wie er nach links und dann nach rechts wankt. Mit jedem Moment wird diese Situation lustiger. Er wankt immer mehr, aber bevor er zu Boden ging, war die Sandbank bereits vorbei. Dass er aber ohne Sturz durchkam, muss ich wohl seinem Geschick zuschreiben. Oder war es sein beträchtlicher Alkoholspiegel?

Unten treffen wir diesen Herr, dessen Name und Profession sich aus meinem Gedächtnis verflüchtigten. Ist auch nicht weiter wichtig, es ist eher sein Auftritt im Sacko und Krawatte, das ihn interessant machte.

Foto: Gerald Henzinger

In Ambahne wohnt die zweite Familie von Chef Joao. Der hat mich dort kurz abgeliefert und sich auf die Suche nach etwas alkoholischem gemacht. Er kam eine halbe Stunde später zurück. Ohne Zweifel, er war damit erfolgreich. Seine Frau und seine Töchter stampfen inzwischen Mais zu Maismehl.

Foto: Gerald Henzinger

Wahlkampf, Wahlkampf und nochmals Wahlkampf. Dieser ging am 28.10. 2009 zu Ende.

Foto: Gerald Henzinger

Fussball wird gerade in Ambahne gespielt. Der Ball ist aus Stoffäden und Kondomen gebaut. Ausreichend um ein Spiel zu spielen und einen Spielstand zu ermittel. 12 zu 78 für Ambahne.

Foto: Gerald Henzinger

Die Polizei war ein hervorragender Gastgeber, ich schlief im Gefängnis. In Ambahne haben sie nämlich eins, das zugleich Schule ist. Ein Gebäude ohne Dach und Fenster. Die Vegetation im Haus war nicht minder üppig als draussen. Die wird auch vom einzigen Gefängnissinsassen gepflegt. Es gibt auch nur einen Polizisten hier. Der will den Gefangenen eigentlich schon entlassen, aber irgendwie geht er einfach nicht, somit ist er noch immer gefangen.

Eine andere Unterkunft gab es nicht, ausserdem war ich gerade zahlungsunfähig, denn ich hatte nur noch einen 1000 Metical Schein (30 Euro), den mir niemand wechseln hätte koennen. Falsch, einer konnte es, es war der eine Polizist, der noch eine Bar und ein Geschäft besitzt.

 

Foto: Gerald Henzinger

Ich stehe da und warte. Ich sehe einen orangen Punkt ganz weit vorne. Ich warte, will sehen was aus diesem Punkt wird. Bald erkenne ich mehr, es ist eine afrikanische Frau, gekleidet in orange. Sie trägt eine Schüssel auf dem Kopf. Wahrscheinlich kehrt sie von einer Maismuehle nach Hause um aus dem gemahlenen Mais Xima - eine Masse aus Maismehl - für die Familie zu kochen.

Foto: Gerald Henzinger

Der Breitengrad der Welt ist rot. Ob Amerika oder Afrika. Nicht anders im Dorf Bandua.

Foto: Gerald Henzinger

Der Häfen. Wieder war es die Polizei, die mir Unterschlupf gewährte. Die linke Tür ist der Eingang zur gesiebten Luft, welche allerdings schon besetzt war. Ich durfte rechts einziehen. Die Delinquenten, es waren zwei, hatten auch eine Erklärung für ihre Lage. Selbstverständlich war es ein Missverständnis. Die Polizei überführte sie wegen Diebstahl.

Die Glücklichen" Wenn in Afrika Recht vom Volk gesprochen wird, werden Diebe verbrannt.

 

Foto: Gerald Henzinger

Die Internationale der Radfahrer. Ich befinde mich immer in Schicksalsgemeinschaften mit anderen Radlern. Keiner kann verstehen wie man zur persönlichen Zufriedenheit Rad fährt. Unergründliche Europäer, das sind wir!

Foto: Gerald Henzinger

Dieses Rennen habe ich verloren. Die Dame fuhr über 10 Kilomenter hinter mir her, nie näher als 100 Meter hinter mir, aber auch nie ausser Sichtweite. Schliesslich holte sie mich ein und wollte wissen, was ich da mache. Ich, weiss, mit dem Rad. Beeindruckend, wie Neugier beflügeln kann. Sie bekam die Wahrheit zu hören:"Ich reise." "Reisen, wie?".

Sie fährt mit Kind am Rücken und 20 Kilo Kartoffeln und Mandioka nach Hause. Knappe 30 Kilometer. Sie war aber fast da und so trennten sich unsere Wege bald wieder.

Foto: Gerald Henzinger

Am Freitag muss du mir das Foto vorbeibringen! Sicherlich! Nicht diesen, aber an einem anderem. Vielleicht.

Foto: Gerald Henzinger

Mit Fotos kann man besgeistern. Das ist beim Regulo von Mangunde nicht anders. Bei früheren Besuchen dort hatte ich schon fotografiert und nun bekommt er die Abzüge. Ich muss nochmal kommen, hat er gesagt. Um seine ganze Famile zu fotografieren. Ein Großauftrag!

Foto: Gerald Henzinger

Der Bruder des Regulo wohnt gleich neben ihm. Er bekommt auch Fotos und sofort werden diese gemäss der Rangordnung angesehen. Der erste Betrachter ist Aaron, dann kommt sein ältester Sohn dran, dann seine erste Frau dann alle anderen.

Foto: Gerald Henzinger

Sie sieht in die Zukunft. Aber dass ist nur eine der Gaben der Dona Teresa. Sie kann auch heilen. Ich musste ihre Dienste nicht in Anspruch nehmen. Noch erfreue ich mich an Gesundheit und meine Zukunft will ich eh nicht im bester wissen. Wenn ich meine Meinung ändere, weiss ich wen ich fragen werde.

Foto: Gerald Henzinger

Statussymbole sind wichtig. Deswegen lässt man sich gerne damit sehen und fotografieren. Dieser junge Herr möchte mit seinem Statussymbol abgelichtet werden. Der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass in dieser Gegend überhaupt kein Empfang war.

Foto: Gerald Henzinger

Diese Jungs habe ich schon öfter besucht. Manuel, ganz links, ist ein Majimano, einer der in den 80er-Jahren für zehn Jahre in Deutschland in der "Schule der Freundschaft" war. Eine lange Geschichte...

Jetzt verändert er mit dem dahinter abgelichteten Teil, das liebevoll "Maschine", genannt wird, die Landschaft. Die Elektrizitätsgesellschaft versorgt Mangunde mit Strom. Aber zuerst muss eine zehn Meter breite Schneise in den Urwald gehauen werden. Die "Maschine" wird's richten.

 

Foto: Gerald Henzinger

Acabo, es ist vorbei. Um sechs Uhr morgens bin ich in Muxungue, sprich Muschungue, und werde vier Stunden später in Beira sein. Wo die technischen Grenzen der Toyota HiACE sind ist hinlänglich bekannt. Nirgendwo in der Welt wird das sooft getestet wie hier. Heute wird es nicht anders sein. Es werden 18 Leute mit Schallgeschwindigkeit unterwegs sein, ich bin einer davon. Afrika, kein Kontinent für Klaustrophobe.

Foto: Gerald Henzinger

Dieser Schnappschuss ist der letzte der Reise. So wie dieses Mädchen, bin ich nur Passagier des Lebens. Sie steigt irgendwo im Busch aus und lebt in einem Dorf ihre Realität. Ich fahre weiter nach Beira und werde die meine weiterleben. Schon zwei Wochen später werde ich meine Reise mit dem Rad bis zur Grenze fortsetzen. Aber bis dahin habe ich mal Pause.

Foto: Gerald Henzinger

Ein bisschen Offtopic: Nova Sofala Schwarzweiss.

Foto: Gerald Henzinger

Nova Sofala, Hospital.

Foto: Gerald Henzinger

Baobab Baum.

Foto: Gerald Henzinger

Affen in Nova Sofala.

Fotos und Texte: Gerald Henzinger
Seine Erlebnisse in Mosambik können auf www.enlumen.net com nachgelesen werden.

Foto: Gerald Henzinger