So wie das Internet mit Blogs und Co die Veröffentlichung und Verbreitung von Nachrichten demokratisiert hat, passiert es nun auch mit der Industrie. Von Autos über Möbel und Spielzeug bis hin zu Drohnen - zahlreiche Produkte werden bereits mit innovativen Ideen der User, Zusammenarbeit über das Internet und günstigen Produktionsmitteln hergestellt. Wired nennt es die nächste industrielle Revolution, wo Atome die neuen Bits sind.
Virtuelle Mikro-Fabriken
Hardware entwickle sich immer stärker wie Software, meint der MIT-Professor Eric von Hippel. In der "virtuellen Mikro-Fabrik" reicht im Wesentlichen ein Laptop aus. Die Produktion übernimmt dann etwa eine Firma in China oder der 3D-Drucker. Wer eine gute Idee hat braucht demnach kein großes Startkapital mehr, um sie in die Realität umzusetzen. In China gibt es zahlreiche Produktionsfirmen, bei denen Aufträge, Kommunikation und Bezahlung zur Gänze über das Internet abgewickelt werden können. Das Portal Alibaba.com führt beispielsweise Entwickler mit Produzenten und Käufern zusammen.
3D-Drucker
Mit 3D-Druckern hat sich zudem eine gänzlich neue Welt für die Herstellung von fertigen, kleineren Produkten oder Prototypen eröffnet. Der MakerBot, entwickelt von US-Technikern, ist der erste 3D-Drucker für weniger als 1.000 US-Dollar, mit dem sich alle möglichen Objekte aus speziellem Plastik ausdrucken lassen. Das Gerät selbst unterliegt einer Open Source-Lizenz und kann von jedem modifiziert werden, um beispielsweise auch mit Glasur auf Torten zu drucken. An der Cambridge Univerität wurde zudem ein 3D-Scanner entwickelt, mit dem vorhandene Objekte eingescannt, mit kostenloser Software wie etwa Google SketchUp verändert und mit einem 3D-Drucker wieder ausgedruckt werden können. "Ein rip, mix und burn von Atomen", schreibt Wired.
Ungewöhnliche Ideen
Ideen sind massenhaft vorhanden. Umsetzen lässt sich so ziemlich alles - von selbstgebastelten Drohnen bis zum ungewöhnlichen Spielzeug. Weil sich sein Sohn den Spielecharakter Master Chief aus dem Videospiel Halo als Lego-Figur wünschte, beschloss Will Chapman seine eigene Mirko-Produktionsfirma für Mini-Lego-Waffen BrickArms aufzubauen. Produziert wird nicht in Millionenstückzahl, sondern das, was den Fans gefällt mit günstigen Mitteln.
Do-it-yourself-Boom
Der Wunsch nach Produkten, die Bedürfnisse abseits der Masse erfüllen, ist vor allem auf den zahlreichen do-it-yourself-Messen spürbar. Die Menschen wollen sich aktiv in Design- und Produktionsprozess einbinden, wie sie es in den vergangenen zehn Jahren vom Internet kennengelernt haben. Im Juni will beispielsweise das Unternehmen Local Motors in den USA ein Auto auf den Markt bringen, das mithilfe der Community entwickelt wird. Der Rally Fighter ist zwar ein Rennauto, soll aber auch für den Straßenverkehr zugelassen sein und 50.000 US-Dollar kosten. Jedes Design wird unter einer Creative Commons veröffentlicht. Käufer sollen ihr Auto selbst in lokalen Montage-Werkstätten zusammensetzen. (red)