Melbourne  - Bei den Australian-Open kommt es zum überraschenden Halbfinale Andy Murray (GBR-5) - Marin Cilic (CRO-14). Das Duo profitierte am Dienstag auch von Verletzungen seiner favorisierten Gegner. Titelverteidiger Rafael Nadal musste gegen Murray in einem hochklassigen Spiel beim Stand von 3:6,6:7(2),0:3 nach zweieinhalb Stunden wegen Schmerzen im rechten Knie aufgeben, der durch eine Schulterverletzung gehandicapte Andy Roddick verlor gegen Cilic mit 6:7(4),3:6,6:3,6:2,3:6.

Murray zog im Melbourne Park vor 15.000 Zuschauern - darunter der Österreicher Thomas Muster, der ein Legendendoppel mit dem US-Amerikaner Todd Martin gegen die Franzosen Guy Forget/Cedric Pioline mit 4:6,4:6 verlor - zum ersten Mal und als erster Brite seit 33 Jahren (John Lloyd/1977) ins Halbfinale ein. "Es tut mir leid, aber Sieg ist Sieg. Ich weiß nicht, wann er sich verletzt hat, aber ich finde, ich habe mir den Sieg sehr verdient. Ich habe gut gespielt und meine Taktik war richtig", sagte Murray.

Nach einem 6:3 legte Murray mit einem Tiebreaksieg im zweiten Satz den Grundstein zum Sieg. Der als Nummer fünf gesetzte Schotte darf damit weiter darauf hoffen, die 74 Jahre andauernde Durststrecke Großbritanniens zu beenden; seit damals hat es keinen britischen Grand-Slam-Einzel-Sieger mehr gegeben. Nadal machen einmal mehr seine Knie zu schaffen, seit neun Monaten hat er jetzt schon mit Problemen zu kämpfen.

"Ende des zweiten Satzes ist es passiert. Danach konnte ich nicht mehr richtig laufen und hatte keine Chance, das Spiel zu gewinnen", sagte Nadal. Die Situation erinnert fatal an die French Open im vergangenen Juni. Auch damals - im Achtelfinale gegen den Schweden Robin Söderling - hatte den 23-Jährigen das lädierte Knie gestoppt und eine Zwangspause mit sich gebracht. "Das Gleiche wie damals, es ist wirklich hart", ärgerte sich der Spanier. Bis zur Verletzung war die ehemalige Nummer eins mit seiner Leistung durchaus zufrieden gewesen. "Er hat auf einem unheimlichen Level gespielt, ich aber auch", analysierte Nadal. Es war erst die dritte Niederlage Nadals im zehnten Duell mit dem Weltranglistenvierten.

Im Halbfinale bekommt es Murray nun mit Cilic zu tun, von vier Duellen hat der Schotte nur das jüngste bei den US-Open im vergangenen Jahr in drei Sätzen verloren. Cilic war bereits zuvor zum ersten Mal überhaupt in ein Grand-Slam-Halbfinale sowie als erster Kroate in Melbourne in die Vorschlussrunde eingezogen. "Es war nicht einfach, aber ich habe schon Erfahrung darin", sagte der Kroate nach seinem dritten Fünf-Satz-Match im Turnier.

Zuvor hatte der 21-Jährige bereits gegen den Australier Bernard Tomic (2. Runde) sowie den als Nummer vier gesetzten Argentinier Juan Martin del Potro (Achtelfinale) im Entscheidungssatz gewonnen. Nach dem 3:50-Stunden-Krimi stand er in Melbourne bisher schon mehr als 18 Stunden am Platz. "Ich war schon etwas müde von den vergangenen Spielen", gab Cilic zu. Trotzdem ließ sich die Nummer 14 des Turniers vom Satzausgleich nach 2:0-Führung nicht beirren und gewann den Entscheidungssatz mit 6:3. "Er hat im dritten Satz begonnen, gut zu spielen, er hat viel Druck auf mich ausgeübt, es war nicht einfach für mich noch einmal zurückzukommen", resümierte Cilic.

Der kroatische Chennai-Sieger ist damit im Jahr 2010 in zehn Partien noch immer ungeschlagen. Der als Nummer sieben gesetzte US-Amerikaner Roddick hatte sich im ersten Satz an der rechten Schulter verletzt und in der Folge mehrmals medizinisch behandeln lassen, hielt aber trotzdem über fünf Sätze durch. "Zwei Finger meiner rechten Hand waren taub. Ich konnte nicht mehr hart schlagen. Aber der Physiotherapeut hat gesagt, dass nichts passieren kann", erklärte Roddick, warum er sich gegen eine vorzeitige Aufgabe entschieden hatte.

Am Mittwoch werden in den Duellen Roger Federer (SUI-1) - Nikolaj Dawydenko (RUS-6) sowie Novak Djokovic (SRB-3) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA-10) die restlichen beiden Halbfinalteilnehmer ermittelt. (APA/Reuters)