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Gemeinsamer Abschied nach Jahren des Zwistes: ORF-General Wrabetz und Direktor Holender

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien - Der Staatsoperndirektor auf dem Podium, das Abbild seiner selbst in versonnener Pose überlebensgroß über seinem Haupt an die Wand gebeamt. Derart visuell über sich selbst hinauswachsend begrüßt Ioan Holender den Generalintendanten Alexander Wrabetz als "meinen langjährigen Partner beim ORF", der sich "in die Niederungen der Staatsoper hinabbegeben" habe.

Mehr noch: Holender, der über die Jahre hinweg im Duett mit den ORF-Moderatoren bühnenreife Schlachtszenen gegeben hatte, dankt den televisionären Präsentatoren für ihre Mühe und preist die Übertragungen, die während seiner Ära insgesamt 16 Millionen Seher gefunden hätten. Da sie dem "Ball der Bälle" eine "besondere Wichtigkeit und Popularität" zukommen ließen.

Es ist die letzte Präsentation eines Opernballes unter der Direktion Holenders, die Ende Juni ausläuft - und auch wenn er betont: "Wir haben ja Opernball jetzt und nicht Holender-Ende" - gerät die Präsentation zu einem mildgestimmten Abgesang.

Am 11. Februar wird einmal noch groß inszeniert - früher waren "Netrebko, Garanca, Domingo, Gott und die Welt schon Stargast" - heuer sollen es bei der Eröffnung gleich 13 Sänger sein, "Solistinnen und Solisten des Hauses", die ein Potpourri aus 14 Premieren seiner Direktion intonieren.

Mag sein, dass sich zu ihnen noch ein 14. Sänger gesellt - es gebe Gerüchte, dass er selbst derartiges plane, wird Holender gefragt. Doch hier fällt der Eiserne Vorhang zur Vorstellung der Abschieds-Milde: "Wir sind nicht hierher gekommen, um über Gerüchte zu reden - nächste Frage."

Schnell ist Holender aber bei der Mildtätigkeit: Der Operndirektor gratuliert dem ORF-General zum Spendensammeln für das "Unglück in Tahiti". Nein, das Publikum hat sich nicht verhört, Holender stellt auch seitens seines Hauses eine Hilfeleistung in Aussicht, für die Leidenden - "in Tahiti". Ballorganisatorin Desiree Treichl-Stürgkh beeilt sich, schnell von den "an Wassertröpfchen inspirierten Krönchen" der Debütantinnen zu schwärmen.

"eins, zwei, drei - eins, zwei, drei ... was für eine opulenz und dekadenz" - so der Schriftsteller franzobel, der einen Opernball-Text zum Vortrag bringt. Der "baumeister als fundament aller gesellschaftsspalten" kommt darin zu Ehren und die Frage: "bis zu welchem alter darf man nackte oberarme präsentieren?" Und falls er noch eine Karte ergattern könne, wolle er mit Arigona Zogaj am Ball erscheinen, liest franzobel.

Und dann wird zum Abschied noch einmal zitiert: Aus Holenders Erinnerungen zu seiner Direktorenbestellung. Damals, nach dem Tod seines Kodirektors Eberhard Waechter, habe ihn der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky nur eines gefragt: "Was machen wir jetzt?" (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 27.Jänner 2010)