Chicago/Wien - Die Jungfernzeugung (Parthenogenese) ist bei vielen einfacheren Organismen an der Tagesordnung, bei höheren Tieren dagegen stellt sie eine Ausnahme dar. Für den Weißgesprenkelten Bambushai (Chiloscyllium plagiosum) konnte der völlige Verzicht auf Männchen bei der Fortpflanzung nun sicher nachgewiesen werden. Die mit Sicherheit parthenogenetisch entstandenen - "gezeugt" wäre nicht ganz passend - Junghaie sind laut Kevin Feldheim vom Pritzker Laboratory for Molecular Systematics and Evolution am Field Museum in Chicago (US-Bundesstaat Illinois) bereits über fünf Jahre alt. Die Studie wurde in der Zeitschrift Journal of Heredity veröffentlicht.

Frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass Jungfernzeugung prinzipiell auch bei zwei anderen Hai-Arten möglich ist. "Aber der Nachwuchs überlebte in diesen Fällen nicht", so die Forscher. Analysen haben bestätigt, dass im Falle der Bambushaie die beiden Töchter tatsächlich ohne Vater entstanden sind. Das genetische Material stammt in allen Abschnitten von der Mutter.

Keine Klone

Dennoch sind Mutter und Töchter genetisch nicht völlig ident. Es handelt sich nicht um echte Klone, sondern mehr um "Halb-Klone", wie die Forscher es ausdrückten. Im Falle der Haie findet doch so etwas wie eine Befruchtung statt. Allerdings verschmilzt die Eizelle nicht mit einem Spermium, sondern mit dem sogenannten Schwester-Polkörperchen, quasi einem Nebenprodukt der Ei-Entstehung. Das Körperchen ist mit dem Ei genetisch "fast ident".

Parthenogenese hat vor allem den Nachteil, dass es keine genetische Durchmischung gibt, es ist eine extreme Form von Inzucht. Im Falle der Bambushaie könnte es allerdings eine geeignete Strategie sein, falls ein Weibchen an einem kleinen, isolierten Riff lebt. Durch die Jungfernzeugung könnten die Tiere eine Zeitlang überleben, bis dann doch einmal ein Männchen vorbeikommt und die geschlechtliche  Fortpflanzung stattfinden kann. (red/APA)