Innsbruck - "Warum will der Staat meine Kinder erziehen? Doch nur zum Aufbau einer Leistungsgesellschaft, die auf Autoritäten beruht", sagt der 33-jährige Bildhauer Chris Moser. Das allerdings habe in seiner politischen Ideologie keinen Stellenwert.

Daher geht seine fast vierjährige Tochter Talia, wie auch schon die beiden älteren Söhne, nicht in den Gemeindekindergarten. Wenn sie will, kann sie einmal pro Woche eine alternative Kindergruppe besuchen. Ansonsten spielt sie zu Hause bei ihrer Mutter. Selbstbestimmt. "Die Kinder lernen auch zu Hause argumentieren, etwa warum sie weiterspielen und nicht ins Bett wollen", erklärt Mutter Karin.

Talias Kinderbetreuung, das "Kinderhaus Miteinander" sei flexibel, erzählt Karin Moser: Die Kinder könnten auftauchen, wann sie wollten und mitentscheiden, mit was oder wem sie sich beschäftigen: "Alles wird von den Kindern bestimmt." Es gibt auch keine festen Jausenzeiten, wer Hunger hat, der isst etwas. In einer Gruppe im Kinderhaus kommen auf zwölf Kinder drei BetreuerInnen. Talias ältere Brüder sind mittlerweile im schulpflichtigen Alter. Noah ist sieben und Samuel ist zwölf Jahre alt. Sie besuchen keine Regelschule, sie werden täglich in eine freie Schule, in die Lernwerkstatt "Zauberwinkl", nach Wörgl gebracht. Ihre Eltern sind MitbegründerInnen der Schule. Dort lernt jedes der 14 Schulkinder im eigenen Tempo. Dass ihre Kinder selbstbestimmt aufwachsen, kostet die Familie im Monat 400 Euro. "Bis die Kinder groß sind, stecken wir zurück", sagt Karin Moser. (ver/DER STANDARD, Printausgabe 27.01.2010)