Wien - "Barack Obama hat bisher einen wirklich großartigen Job gemacht!" Das attestierte Howard Dean dem US-Präsidenten im Gespräch mit dem Standard am Dienstag in Wien. Aber: "Die Amerikaner wollen lieber einen starken Präsidenten, der falsch liegt, als einen Schwachen, der recht hat." Die Umsetzung der angestrebten Gesundheitsreform werde nun in kleinen Schritten erfolgen, prophezeit der frühere Gouverneur von Vermont und Vorsitzende der US-amerikanischen Demokraten. "Die Republikaner haben nicht so viel Macht gewonnen, wie die Demokraten verloren haben. Sie sind einfach die Opposition und kennen nur das Wort Nein, ohne selbst Reformen voranzutreiben."

Dean stand 2004 selbst kurz vor der Nominierung zum Spitzenkandidaten der Demokraten für die Präsidentschaftswahl. Er verlor gegen Senator John Kerry, weil er während der Primaries eine Niederlage mit einem Urschrei ("Yiihaa!") kommentierte. Als demokratischer Parteichef (bis zum Frühjahr 2009) spielte er eine führende Rolle während des Wahlkampfes 2008. In Wien hielt er sich für einen Kongress auf.

Bei der Rede zur Lage zur Nation heute, Mittwoch, erwartet Dean sich auch klare Worte des Präsidenten zur hohen Arbeitslosigkeit. Obama müsse auch die Solidarität und die Fairness in der Gesellschaft thematisieren. Die Menschen erwarteten sich echten Wandel. (Julia Herrnböck/DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2010)