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Oracle CEO Larry Ellison, links, begrüßt Sun Microsystems-Mitbegründer Scott McNealy.

Foto: APA/AP/Paul Sakuma

Neun Monate musste sich das US-Unternehmen Oracle - nach der Ankündigung Sun Microsystems übernehmen zu wollen, mit den Wettbewerbshütern und dem Mitbewerb herumschlagen. Nun ist der Deal unter Dach und Fach und Oracle schafft damit den Sprung in eine neue Liga. Mitten unter den Technologie-Riesen, wie HP, IBM, Dell und Cisco, schickt sich nun auch Oracle an, um diese Geschäftsfelder zu beackern.

Was geschieht mit Sun?

Oracle hat eine Pressekonferenz für Mittwoch angekündigt, um die weitere Vorgehensweise und die Pläne mit Sun bekannt zu geben. Es wird dabei unter anderem auch erwartet, dass Jonathan Schwartz von Sun seinen Rückzug bekannt geben wird - der WebStandard berichtete. Oracle-Chef Lawrence J. Ellison erklärte bereits, dass man in den nächsten Monaten "weniger als 2000 MitarbeiterInnen entlassen, dafür aber mehr als 2000 neue Angestellte in den Bereichen Entwicklung, Marketing und Sales anheuern wolle." Ellison gab auch bekannt, dass er hoffe, dass Sun-Mitbegründer Scott G. McNealy bei Oracle bleiben werden, auch wenn seine Aufgaben und seine künftige Position noch nicht definiert seien. "Wir müssen über seine künftige Rolle noch ausführlicher reden", so Ellison gegenüber der New York Times.

"Deal of the Decade"

Die Sun-Übernahme ist ein deutliches Signal und wird große Auswirkungen auf die Branche haben, so die AnalystInnen. "Es ist der wesentlichste Deal der Dekade", so Dan Olds, Anaylst bei Gabriel Consulting, "Oracle hat nun die Möglichkeit die Regeln neu zu definieren und die Industrie in eine neue Ära zu führen."

Alles aus einer Hand - wenn es läuft

Oracle hat nun die Möglichkeit Datenbanken, Geschäftssoftware, Server, Storage-Produkte und Netzwerk-Equipment aus einer Hand an die KundInnen zu liefern. Allerdings - und dies wird der Knackpunkt sein - muss Oracle sicherstellen, dass alle Systeme gemeinsam perfekt laufen und sich die Technologien ergänzen. Hier liegt noch eine große Entwicklungsarbeit vor Oracle. "Derzeit ist es so, dass die Industrie alle Teile seperat ausliefert und erwartet, dass die KundInnen diese zusammenbringen. Nun wird man ein komplettes System kaufen können und muss niemanden mehr engagieren der es zusammenbaut", so Ellison.

Partner als Konkurrenten

Während die Auseinandersetzung zwischen Oracle und IBM schon eine gewisse Tradition am Markt haben, hat sich der US-Konzern durch die Sun-Übernahme auch einige neue Konkurrenten gemacht. Vor allem ehemalige Partner, wie etwa HP und Dell, dürften über den Deal wenig erfreut sein. Auch Cisco, dass sich von seinem Kerngebiet des Netzwerk-Equipment in Richtung Server-Verkauf entwickelte, wird in Zukunft einen neuen großen Konkurrenten haben.

Die Zeit für Allianzen

Besonders interessant ist es, sich die aktuellen Entwicklungen in der Branche näher anzusehen. Es war beinahe schon Tradition, dass Cisco mit HP, Dell und IBM bei großen Datenzentren-Deals zusammenarbeitete. HP hat sich dann - durch den Aufkauf von 3Com - von Cisco gelöst. Auf der anderen Seite erwarb HP Electronic Data Systems und trat so mehr gegen IBM in den Ring. Die Partnerschaft zwischen HP und Microsoft, die erst kürzlich erneuert wurde, soll die bestehenden Märkte absichern helfen. "Die Unternehmen versuchen so viele Produkte wie möglich für ihre KundInnen anzubieten", so Gordon Haff, Analyst bei Illuminata.

Mehr Preisflexibilität

Aufgrund seiner Datenbanksoftware, die in vielen großen Unternehmen eingesetzt wird, hat Oracle gute und vor allem direkte Kontakte zu Firmen. Kanäle, die man nun auch für den Hardware-Verkauf nutzen kann. Im Gegensatz zu HP und Dell hat Oracle auch die größere Flexibilität was den Preis der Software betrifft und kann so vermutlich attraktive Bundle-Angebote für die KundInnen schnüren. “Sun hat wunderbare Entwicklungsarbeit geleistet, aber wenig verkauft. Das Partnermodell war desaströs, aber wir haben dies gleich geändert", so Ellison.(red)