Port-au-Prince/Paris - Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti haben US-Truppen einen weiteren Überlebenden gefunden.
Der 31-jährige Mann wurde eher zufällig bei Aufräumarbeiten entdeckt. Die US- Soldaten seien damit beschäftigt gewesen, Trümmer beiseite zu räumen, als sie den Mann entdeckten. Der Mann habe sich ein Bein gebrochen, sei aber sonst äußerlich unverletzt, wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete.
Warnschüsse gegen Plünderungen
Haitianische Polizisten versuchten am Dienstag mit Warnschüssen, die Plünderung von Lebensmittellastwagen zu verhindern. Ein Konvoi von drei mit Reis beladenen Kleinlastern fuhr in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince an einem der Obdachlosen-Camps vorbei, als plötzlich Hunderte von hungrigen Männern und Frauen auf die von Polizisten bewachten Lastwagen zustürmten, und begannen, Reissäcke von den Ladeflächen zu zerren.
Über 300 wilde Camps von Obdachlosen
In Port-au-Prince gibt es derzeit über 300 wilde Camps von Obdachlosen auf Straßen, Parks und freien Flächen mit je 50 bis 2000 Menschen. Die Vereinten Nationen wollen rund Hunderttausend von ihnen außerhalb der Hauptstadt in zehn großen Camps unterbringen.
Wie die Sprecherin der UN-Mission für Migration, Njurka Pineiro, am Dienstag sagte, haben die Arbeiten an einem der Standorte im Osten bereits begonnen. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Mehrzahl der Menschen die Stadt nicht verlassen wird, sondern es vorzieht, dauerhaft in den provisorischen Lagern zu bleiben.
UNO dementiert Berichte über Epidemien
Im Erdbebengebiet sind nach Angaben der Vereinten Nationen keine Infektionskrankheiten ausgebrochen. "Wir haben entsprechende Berichte überprüft, sie sind falsch", sagte ein UNO-Sprecher am Mittwoch in New York. Zwar gebe es in den Lagern der Überlebenden immer wieder ansteckende Krankheiten. "Aber die können schnell erkannt und behandelt werden. Von einer Ausbreitung kann gar keine Rede sein."
Zu verdanken sei das vor allem dem sauberen Wasser. "Es hat sich bezahlt gemacht, dass die Helfer als erstes Trinkwasser bereitgestellt haben. Das saubere Wasser hat Krankheiten gar nicht erst aufkommen lassen."
Nachbeben
Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,0 ist der Karibik-Staat Haiti am Dienstagabend erneut von einem Erdstoß erschüttert worden. Wie die US-Geologiebehörde USGS berichtete, erreichte der Erdstoß die Stärke 4,9. Das Epizentrum habe in etwa zehn Kilometer Tiefe rund 65 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince gelegen. Über neue Schäden oder Verletzte ist noch nichts bekannt.
Unterdessen hat das Außenministerium in Paris eine neue Bilanz veröffentlicht. Demnach sind bei dem Erdbeben vor zwei Wochen 24 Franzosen ums Leben gekommen. Zehn würden noch vermisst. Frankreich habe 1.941 Menschen ausgeflogen, darunter 1.058 Franzosen und 792 Haitianer. Offizielle französische Instanzen hätten 1.140 Menschen im Hilfseinsatz. Insgesamt 876 Familien hätten sich wegen Adoptionen gemeldet. Die Zeit der Rettungs- und Aufräumarbeiten sei vorbei, erklärte das Ministerium. "Der Schwerpunkt liegt auf dem Beistand für die betroffene Bevölkerung." (APA)