Im Grunde gibt es zwei unterschiedliche Wege, die Automobilhersteller bei der Entwicklung eines Elektrofahrzeugs gehen: Auf der einen Seite kann man den Verbrennungsmotor eines bestehenden und bereits verfügbaren Modells durch einen Elektroantrieb ersetzen. Klingt zwar einfach, ist es aber nicht.

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Denn schließlich gehören neben dem E-Motor unter anderem noch die Batterie und die Leistungselektronik an einem sicheren Platz untergebracht, ohne dabei Innen- oder Kofferraum allzu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Die kostenintensivere und aufwändigere Möglichkeit besteht hingegen darin, ein komplett neues Fahrzeug zu konstruieren, bei dem vom Design bis zur Raumaufteilung alles optimal auf den Elektroantrieb abgestimmt ist.

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Bei der Entwicklung der Studie Concept ActiveE entschied sich BMW für erstgenannte Strategie und nahm ein Coupé der 1er Reihe als Basis für den Aufbau eines Elektrofahrzeugs. Wobei hier weniger die Kostenfrage im Vordergrund stand (schließlich wurden Elektromotor und Batterie speziell für dieses Fahrzeug entwickelt), als die deutliche Betonung folgenden Umstands: Auch ein Elektrofahrzeug des deutschen Herstellers ist in allererster Linie ein BMW mit allen von dieser Marke erwarteten Eigenschaften hinsichtlich Dynamik und Fahrvergnügen.

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Wer sich über Jahrzehnte im Bereich konventionell angetriebener Fahrzeuge ein sportliches Image aufgebaut hat, überträgt dieses Mittel zur Abgrenzung gegenüber dem Mitbewerb möglichst auch auf das Segment alternativer Fahrzeuge.

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Auf technischer Seite lässt sich dieses Bemühen auf das hartnäckige Festhalten am Hinterradantrieb auch bei einem Elektrofahrzeug festmachen, an die Öffentlichkeit getragen wird es durch das Wort "Active" in der Modellbezeichnung: Auf den ActiveHybrid folgt nun also der ActiveE.

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Dass es sich dabei nicht um eine Marketingmasche handelt, beweisen folgende Zahlen: Die Leistung des speziell für dieses Fahrzeug entwickelten Elektrosynchronmotors beträgt 170 PS, das praktisch aus dem Stand verfügbare Drehmoment 250 Nm. Der rund 1.800 Kilogramm schwere Concept ActiveE beschleunigt in weniger als 9 Sekunden von 0-100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei rund 145 km/h elektronisch abgeregelt.

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Die Lithium-Ionen-Batterie wurde von BMW in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner SB LiMotive ebenfalls speziell für den Concept ActiveE entwickelt. Damit eine optimale Leistungsabgabe gewährleistet ist, kommt eine neue stabile Temperaturregelung zum Einsatz. Untergebracht wird der Akku dort, wo normalerweise der konventionelle Antrieb und der Kraftstofftank positioniert sind.

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Das sorgt zusammen mit dem in der Hinterachse integrierten Elektromotor für einen niedrigen Schwerpunkt und dadurch für die von einem BMW erwarteten Fahreigenschaften und Handlingqualitäten. Auch in Sachen Reichweite enttäuscht die Elektrostudie nicht: 240 Kilometer beträgt die simulierte Distanz im amerikanischen FTP72-Zyklus, woraus sich unter Alltagbedingungen eine Reichweite von rund 160 Kilometern ableiten lässt. Die Batterie kann wahlweise an einer Haushaltssteckdose, einer öffentlichen Ladestation oder einer speziellen Wallbox aufgeladen werden.

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An einem Starkstromanschluss dauert dieser Vorgang drei Stunden. Im Fahrbetrieb sorgt ein Rekuperationssystem für eine Steigerung der Reichweite. Die Verzögerungsenergie des Fahrzeugs wird in elektrischen Strom umgewandelt und in der Batterie zwischengespeichert. Wer dieses System eifrig nützt, kommt laut Aussage des Herstellers mit einer Batterieladung um bis zu 20 Prozent weiter.

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Von außen unterscheidet sich der Concept ActiveE nur durch Details von einem herkömmlichen 1er Coupé. Dazu zählen die Speziallackierung in Liquidwhite metallic mit Grafikelementen in Electricblue, verschiedene Schriftzüge auf Türen und Seitenwänden, eine Dachfinne, ein Ladeanschluss sowie spezielle Leichtmetallfelgen.

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Der Innenraum wurde durch spezifische Ledersitze, Zierleisten in Liquidwhite und elektrospezifische Zusatzinstrumente aufgewertet. Das Platzangebot für die bis zu vier Passagiere bleibt gegenüber einem konventionellen 1er Coupé unverändert, das Kofferraumvolumen ist aufgrund der oberhalb der Hinterachse platzierten Leistungselektronik etwas kleiner und beträgt nun rund 200 Liter.

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Auf der North American International Auto Show 2010 in Detroit feierte der BMW Concept ActiveE seine Weltpremiere. In einem zweiten Schritt soll nun eine Versuchsflotte aufgebaut werden, die im Rahmen eines groß angelegten Feldversuchs (ähnlich dem seit längeren von der BMW Group durchgeführten Projekt mit dem elektrischen Mini E) Informationen über die Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen in der Hand von Privatkunden liefern soll. (saubereAutos.at)

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