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Wahlfreiheit für Bewohner beim Thema Hausbesorger wird von allen gefordert. Aber wie diese am besten zu erreichen wäre, darüber gehen die Meinungen auseinander. Streitpunkt ist meistens das Geld. 

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In Wiener Gemeindebauten gibt es beides: 2200 Hausbesorger nach dem alten Hausbesorgergesetz und rund tausend Mitarbeiter der neuen Betreuungsgesellschaft, die nach der Abschaffung des Gesetzes im Jahr 2002 gegründet wurde.

Für Direktorin Daniela Strassl ist diese Vielfalt positiv, weil es auch von den Bewohnern der Anlagen ganz unterschiedliche Anforderungen gibt. "Manche wünschen sich, dass Hausbesorger zu bestimmten Zeiten anwesend sind, um sie ansprechen zu können, andere wünschen sich eine Ordnungs- und Respektperson, die auf die Hausordnung schaut," berichtete Strassl beim Wohnsymposium, das der STANDARD gemeinsam mit der Fachzeitschrift Wohnen Plus organisierte. Wir wollen unseren Bewohnern ein Angebot machen, aber niemandem etwas aufzwingen, was er nicht braucht. Und wir wollen keine gesetzlichen Verpflichtungen."

Problem Schneeräumung

Diese will Klaus Lugger von der Neuen Heimat Tirol genauso wenig. "Ein guter Hausverwalter ist lieblos, wenn er in großen städtischen Anlagen keinen Hausbesorger hat. Aber dafür brauchen wir kein neues Gesetz." Das Problem mit der Schneeräumung außerhalb geregelter Arbeitszeiten will Lugger so lösen, dass man dem modernen Hausbesorger das Schneeräumen abnimmt. Es gebe viele andere Aufgaben in der Bewohnerbetreuung, besonders in modernen Passivhäusern.

Karl Wurm, Chef der Gewog-Neue Heimat, befürwortet die Schaffung eines Hausbesorger-Berufsbildes und ortet Unzufriedenheit bei Bewohnern über rasch wechselnde Betreuungspersonen. Aber er will ebenso wenig zum alten Gesetz "mit all seinen Blödheiten drinnen, die nicht mehr zeitgemäß waren" und warnt vor einer Ideologisierung der Diskussion. Ebenso lehnt Wurm jeden Versuch ab, Hausbesorger durch demokratische Abstimmung der Bewohner durchzusetzen. Dies müsse in der "Hauptverantwortung der Hauseigentümer bleiben".

Auch bei Wohnhäusern mit Eigentumswohnungen seien Hausbesorger per Mehrheitsbeschluss "eine sensible Sache, die man sich gut überlegen muss", sagt Friedrich Noszek vom Haus- und Grundbesitzerbund.

"Hausbesorger oder Grundversorgung"

Noszek hegt Zweifel an der Relevanz all jener Umfragen, die eine weit verbreitete Sehnsucht nach Hausbesorgern aufzeigen: "Wir werden nicht dagegen sein, wenn Bewohner das wollen - und auch bereit sind zu bezahlen", sagt er. "Wenn man Menschen fragt, ob sie einen Hausbesorger wollen, sagen sie meistens 'selbstverständlich', aber kosten darf es nichts." Die Realität aber sei anders, betont Noszek: Bei einer typischen Wohnhausanlage in Wien-Wieden betragen die Gesamtbetriebskosten 110.000 Euro, wovon 40.000 auf die Hausbesorgerin entfallen - "und das ist noch ohne Dienstwohnung".

An die Wahlfreiheit beim Thema Hausbesorger glaubt Gewerkschafter Rudolf Kaske genauso wie die Hauseigentümer: "Die Bewohner sollen sich entscheiden können, ob sie einen Hausbesorger wollen oder nur eine Grundversorgung." Aber für die Option Hausbesorger hält der Vida-Chef die derzeitigen gesetzlichen Regelungen für unzureichend. Benötigt würden neue Arbeitszeitregeln, ein einheitliches Lohnschema, eine Regelung für die Reinigungsmaterialien und für eine allfällige Dienstwohnung, die man bei Kündigung nicht sofort verlieren dürfe - also ein neues Hausbesorgergesetz. Dieses würde auch 20.000 bis 30.000 neue Jobs mit sich bringen, ist er überzeugt. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2010)