Als das Hausbesorgergesetz 2000 abgeschafft wurde, sattelte der gemeinnützige Wohnbauträger Gesiba kurzfristig um und stattete die größten Wohnhausanlagen seines Portfolios mit sogenannten Hausbetreuungszentren aus. Wie in guten, alten Zeiten kümmerte sich der kompetente Hausmeister-Ersatz um Instandhaltung und Wartung, führte kleinere Reparaturen aus, koordinierte Firmen und war Anlaufstelle für diverse Anliegen der Bewohner.
Alltägliche Arbeiten wie Stiegenhausreinigung, Gartenbewirtschaftung und Schneeräumung wurden jedoch professionellen Firmen übertragen. "Wir mussten auf die neue Situation in kürzester Zeit reagieren", erklärt Friedrich Maierhofer, Leiter der Hausverwaltung der Gesiba, auf Anfrage des Standard. "Das Wichtigste war für uns damals, den Bewohnerinnen und Bewohnern für ihre Anliegen eine ganz konkrete Ansprechperson bieten zu können. Professionelle Arbeit kann man auslagern, den persönlichen Kontakt aber nicht."
2006 wurde die Agenda der sieben Wiener Betreuungszentren der Gesiba, in denen rund 60 Mitarbeiter beschäftigt sind, leicht überarbeitet. Die Reinigung von Stiegenhäusern und Gangflächen zählt seitdem zu den fixen Aufgaben des Teams. "Im Grunde genommen sind wir damit ja fast schon wieder beim klassischen Hausmeister angelangt", sagt Maierhofer. "Der einzige Unterschied ist nach wie vor die Auslagerung der Schneeräumung. Aber das ist eine Haftungsfrage."
100 Wohnungen pro Mitarbeiter
Wo ein derartiges Hausbetreuungszentrum – kurz HBZ – untergebracht ist und wo nicht, ist abhängig von der Größe der jeweiligen Wohnhausanlage sowie von der Dichte an realisierten beziehungsweise geplanten Bauvorhaben in der Umgebung. "Bei einem einzigen Wohnhaus mit einer Handvoll Wohnungen werden wir mit ziemlicher Sicherheit kein eigenes HBZ einrichten", sagt Johann Schneider, zuständiger Leiter bei der Gesiba, "kleinere und weit auseinander liegende Objekte betreuen wir in der Regel von einem etwas größeren und zentraleren Stützpunkt aus."
Die Erfahrung der letzten Jahre habe gezeigt, dass die wirtschaftliche und zumutbare Betreuungsgröße bei rund 100 Wohnungen pro Mitarbeiter liegt. Manchmal aber auch mehr. In der Wohnhausanlage Wohnen am Park in der Vorgartenstraße in Wien-Leopoldstadt, die rund 250 Wohnungen umfasst, soll das bestehende Hausbetreuungszentrum demnächst von zwei auf vier Mitarbeiter aufgestockt werden.
Gründe dafür gibt es zweierlei: Zum einen ist die Wohnhausanlage des Wiener Architekturbüros PPAG aufgrund des städtebaulichen Masterplans mit 190 Metern Länge ungewöhnlich lang und schmal geschnitten; das wirkt sich auf das Verhältnis zwischen Wohnungsanzahl und Gangfläche aus. Zum anderen ist nicht jedes Haus gleich. "Je nach Bewohnerstruktur und spezifischen Anliegen der Mieterinnen und Mieter passiert es manchmal, dass wir den Beutreuungsschlüssel nachträglich korrigieren müssen", sagt Schneider.
Einsparung bis zu 30 Prozent
Mit der Umstellung auf die neuen Hausbetreuungszentren verzeichnete die Gesiba einen Rückgang der personellen Betriebskosten in der Höhe von 25 bis 30 Prozent. Die Auflösung der Dienstwohnungen, das Verschwinden bestimmter Zulagen sowie die Abschaffung der Unkündbarkeit hätten ihre Auswirkungen gezeitigt, heißt es beim Bauträger.
Rund 2200 Euro brutto inklusive Fahr- und Bereitschaftsgeld verdient ein Hausbetreuer derzeit bei der Gesiba. Je nach Einsatzgebiet kommen noch 100 bis 200 Euro Kilometergeld dazu. Der Arbeitstag ist verhältnismäßig frei und flexibel gestaltbar, doch dafür müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem eigenen Privatauto von Arbeitsstätte zu Arbeitsstätte fahren. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2010)