Erich Prochaska bei einer seiner vielen täglichen Arbeiten. Die Hausbetreuung im Buwog-Haus umfasst Reinigung und Schneeräumung genauso wie Paketannahme, Hundesitting und Urlaubsdienst.

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Erich Prochaska ist Hausbetreuer im Buwog-Wohnhaus am Wienerberg. Im Namen der Volkshilfe Wien bietet er den Mietern und Eigentümern nicht nur Gebäudereinigung, sondern auch "Wohnen mit Service".

Ein Paket ist angekommen. Normalerweise legt er den Bewohnern einen gelben Zettel ins Postfach. Doch wenn jemand krank ist, so wie in dem Fall eine Mieterin im zweiten Stock, bringt Erich Prochaska die Postfracht auch schon mal persönlich vorbei. "Jeden Tag kommen zig Packerln und Pakete von diversen Botendiensten. Die meisten Eigentümer und Mieter sind froh, dass ich die Sendung für sie übernehme und sie sich auf diese Weise den Weg auf die Post sparen", sagt der 48-Jährige. "Nur ein paar wollen das nicht, aber das ist auch okay, dann habe ich weniger Arbeit."

Prochaska ist Hausbetreuer am Wienerberg, genauer gesagt im Buwog-Wohnhaus Hängende Gärten in der Hertha-Firnberg-Straße 7. Manche bezeichnen ihn auch als den roten Engel im Haus. "Ja, das höre ich immer wieder. Das ist ein schönes Kompliment, und ich glaube, dass ... Verzeihung." Das Telefon läutet. "Prochaska, Wohnen mit Service, Grüß Gott ... Bin gleich da." Und weg ist er.

Den Posten des Hausbetreuers gibt es schon, solange das Haus steht. Prochaska selbst führt den Job seit zwei Jahren aus. Anders als bei den meisten gemeinnützigen Wohnbauträgern üblich, ist er jedoch nicht beim Bauträger selbst angestellt, sondern bei der Volkshilfe Wien. Der eigenständige Verein ist spezialisiert auf die Vermittlung von Arbeitslosen und startete im August 2003 am Wienerberg das Pilotprojekt "Wohnen mit Service".

Billiger und trotzdem besser

"Wir haben in Wien mittlerweile drei Wohnhausanlagen, in denen wir die Volkshilfe beauftragen und diese Form der Hausbetreuung anbieten", erklärt Gerhard Schuster, Geschäftsführer der Buwog Bauen und Wohnen GmbH. "Gegenüber dem alten Hausmeistermodell können wir und letztendlich auch die Hausbewohner dadurch 20 bis 30 Prozent an Kosten einsparen."

Und dennoch: Die Zufriedenheitswerte liegen nach Auskunft des Buwog-Chefs im Bereich des guten alten Hausbesorgers. Für die traditionellen Aufgaben wie Reinigung, Schneeräumung und Grünflächenbetreuung, aber auch für erweiterte Servicedienste wie etwa Paketannahme, Wohnungsreinigung, Hundesitting oder Urlaubsdienst vergeben die Bewohnerinnen und Bewohner der rund hundert Wohnungen Schulnoten im Bereich von 1,5 und 1,7.

"Unter diesem Blickwinkel betrachtet ist das die mit Abstand beste Form der Betreuung", sagt Schuster. "Externen, professionellen Reinigungs- und Schneeräumungsfirmen, die sich um ganz spezifische Aufgaben kümmern und im Haus nur wenig anwesend sind, ist dieses persönliche Hausbetreuungsangebot weit voraus."

Prochaska ist zurück von seinem Ausflug. Schnee, Katze, Wasserhahn. Das Übliche. "Es gibt viel zu tun. Jeden Tag was anderes. Manchmal werde ich aber auch angerufen, wenn es Zores zwischen Nachbarn gibt, weil der eine die Türen zuknallt und der andere zu laut fernschaut." In diesem Fall legt der rote Engel entweder ein gutes Wort ein – oder delegiert das Problem gleich an einen professionellen Mediator.

"Manchmal kommt es auch vor, dass ich mir einfach nur anhöre, dass wieder mal der Guglhupf zusammengefallen ist. Warum auch nicht. Ein kleiner Plausch zwischen Tür und Angel gehört zu diesem Job genauso gut dazu wie ein sauberes Stiegenhaus und ein schnee- und eisfreier Weg."

Sakko zur Reinigung

In der Früh ist im 25 Quadratmeter großen Büro im Erdgeschoß Sprechstunde. Jeden Tag von sieben bis zehn. Das ist die Zeit, in der sich Leute für die Benützung des Gemeinschaftsraumes anmelden, in der die Leute ihre Blazer und Sakkos zur Reinigung vorbeibringen, in der vereinbart wird, wann der Prochaska wieder mal Zeit hat, um beim schraubenlosen Aufbau von Billy, Bonde und Björn zu helfen. Ab elf Euro pro Stunde werden derartige Dienste im Rahmen von "Wohnen mit Service" von der Volkshilfe Wien angeboten. Die Anfrage ist groß.

"Das Service-Angebot ist super", sagt Herwigh Kriso. Er ist Wohnungseigentümer und Mieter eines kleinen Büros für internationales Sales-Management. "Ich war ein Leben lang ein ziemlicher Fan vom klassischen Wiener Hausmeister. Doch seitdem ich Herrn Prochaska kenne, bin ich ein Fan von diesem Mann."

Die Sprechstunde ist vorbei. Jetzt müssen von den hängenden Gärten im Terrassengeschoß die Eiszapfen runtergeschlagen werden. "Bevor die noch jemandem auf den Kopf fallen!" Packt die Schneeschaufel. Und ab. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2010)