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2005 mussten die damaligen Dortmund-Vorstände Hans-Joachim Watzke und Michael Meier eine "lebensbedrohliche" Finanzlage des BVB verkünden.
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Frankfurt/Nyon - Manchester United hat astronomische 800 Millionen Euro Schulden, die gesamte italienische Liga ist mit über zwei Milliarden Euro belastet und Schalke 04 plagen 136 Millionen Euro Verbindlichkeiten - doch selbst diese Zahlen bilden nur einen kleinen Teil eines riesigen Problems im europäischen Fußball ab. Die UEFA legt im kommenden Monat einen Bericht vor, wonach die Hälfte der 650 analysierten europäischen Klubs Jahr für Jahr Verluste macht. Aus Sorge um den Bestand des Profifußballs drückt der Verband deshalb auf die Schuldenbremse und droht den Vereinen mit Strafen.

"Wir sind sehr über diesen Trend besorgt, die Klubs selbst sind besorgt und die Ligen sind besorgt", sagte Generalsekretär Gianni Infantino. Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Nach dem Plan der UEFA, der nun umgesetzt werden soll, dürfen die Klubs ab Sommer 2013 nur noch soviel Geld ausgeben wie sie einnehmen. Sollten sich die Vereine nicht an diese neuen Lizenzierungs-Auflagen halten, drohen ihnen Sanktionen wie der Ausschluss aus den Europacup-Wettbewerben.

"Wir wollen die Klubs nicht töten. Aber sie müssen in Zukunft einen ausgeglichenen Haushalt haben, um an den europäischen Klubwettbewerben teilnehmen zu können", hatte UEFA-Präsident Michel Platini zuletzt erklärt. Die Weltwirtschaftskrise hat nun dazu geführt, dass Platini nicht mehr der einsame Rufer in der Wüste ist.

Krise bringt Einsicht

"Ironischerweise wurden unsere Argumente erst durch die Krise gehört. Nun ist die Einsicht da, dass wir das Richtige tun", erklärte Infantino. Heilung scheinen die Vereine offenbar in der Tat nötig zu haben. Aus dem Bericht der UEFA geht hervor, dass 20 Prozent der untersuchten 650 Vereine "riesige Verluste" erwirtschaften. Konkret bedeutet das: mehr als 20 Prozent der Einnahmen. Infantino gibt jedoch noch eine andere Zahl zu denken: "Mehr als ein Drittel der Vereine gibt 70 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen nur für Spielergehälter aus - das ist besorgniserregend."

Selbst der Anstieg der Einnahmen reicht nicht für solides Wirtschaften aus. "Die Einnahmen im europäischen Fußball sind in der vergangenen Saison um zehn Prozent gestiegen - gleichzeitig die Spielergehälter aber um 18 Prozent", erläuterte Infantino. Die UEFA hält diese Enntwicklung zwar grundsätzlich für falsch, die Einführung einer von vielen Klub-Verantwortlichen geforderten Gehaltsobergrenze ist nach derzeitigem europäischen Recht aber nicht möglich. Die UEFA hofft nun darauf, dass sich dieses Problem durch die Einführung der neuen Lizenzierungs-Auflagen von selbst löst.

"Das finanzielle Fair-Play soll die Stabilität und ein gesundes Finanzsystem sichern. Dabei ist die Einnahmen-Ausgaben-Regel entscheidend. Die Vereine können auch 80 Prozent ihrer Einnahmen für die Gehälter ausgeben, wenn ihre restlichen Kosten die übrigen 20 Prozent der Einnahmen nicht überschreiten", erklärte Infantino. Wer dies aber nicht schafft, müsse die Gehälter eben senken.

Ganz so heiß gekocht wird dann aber doch nicht. Ausnahmen von der Schuldenfreiheit werden Vereinen unter anderem dann gewährt, wenn sie in ein neues Stadion oder ein Nachwuchszentrum investieren. (sid)