Goldgräberstimmung am deutschen Kabelnetzmarkt: Um den größten deutschen Anbieter "Kabel Deutschland" bahnt sich einem Pressebericht zufolge ein Mrd.schwerer Bieterkampf an. Wie die "Financial Times" am Mittwoch berichtete, bemühen sich mehrere ausländische Finanzinvestoren um das Unternehmen, das derzeit im Besitz der US-Beteiligungsgesellschaft Providence ist. Als Kaufpreis wird eine Summe von rund 5 Mrd. Euro genannt. Ein Sprecher von Kabel Deutschland wollte sich nicht dazu äußern. "Wir beteiligen uns nicht an Marktgerüchten."

Durch eine Übernahme von Kabel Deutschland könnte erneut Bewegung in den deutschen Kabelnetzmarkt kommen. Erst am Montag hatte die EU- Kommission grünes Licht für die Übernahme des zweitgrößten deutschen Kabelnetzbetreibers Unitymedia durch den Liberty-Konzern des US- Medienmoguls John Malone gegeben. Er bekommt damit die Kontrolle über die Netze in Hessen und Nordrhein-Westfalen, wo Unitymedia schwerpunktmäßig aktiv ist.

Für Kabel Deutschland interessieren sich dem Bericht zufolge sowohl die Finanzinvestoren CVC Capital Partners und Carlyle als auch die Investoren BC Partners und Advent International. Banken könnten zwischen 3,5 und 4 Mrd. Euro an Krediten für die Übernahme des Unternehmens mit rund 2.800 Beschäftigten bereitstellen. Dies wäre die größte fremdfinanzierte Übernahme seit Beginn der Kreditkrise. Bei Unitymedia lag der Kaufpreis bei rund 3,5 Mrd. Euro.

Neun Millionen Haushalte

Kabel Deutschland versorgt rund 9 Millionen Haushalte in 13 Bundesländern mit einem Kabelanschluss. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres 2009/10 (31. März) war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 735,5 Mio. Euro geklettert. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro in den Netzausbau investiert.

Kabel Deutschland gehört mehrheitlich der Beteiligungsgesellschaft Providence Equity Partners. Diese bereite derzeit einen Börsengang des Unternehmens vor, hieß es in dem Bericht. Die Finanzinvestoren könnten diesen Plan mit einer Übernahme aber durchkreuzen. Europäische Kabelbetreiber stünden bei Fusionen und Übernahmen im Mediensektor derzeit an erster Stelle, zitiert die Zeitung einen Banker. Der deutsche Kabelmarkt gelte als besonders attraktiv.

Vor allem mit den sogenannten Triple-Play-Angeboten aus Fernsehen, Breitband-Internet und Telefondiensten über Kabel wollen die großen Kabelnetzbetreiber der Deutschen Telekom Konkurrenz machen. Während mit einem klassischen Kabelanschluss nicht allzu viel Geld zu verdienen ist, bringen Surfer und Telefonierer die Kassen zum Klingeln. So lag der durchschnittliche Umsatz pro Kunde beim Kabelanschluss bei Kabel Deutschland Ende September vergangenen Jahres bei gut 8 Euro. Bei Kunden, die Internet und Telefon nutzen, waren es hingegen mehr als 27 Euro. (APA)