Wien - Die Finanz- und Wirtschaftskrise verstärkt den Bedarf an Manager-Rechtsschutzversicherung, so die Einschätzung der deutschen Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG, die seit Mitte der 90er Jahre auch in Österreich vertreten ist. Die Nachfrage steige zwar, die Risikolage sei aber nach wie vor noch nicht ausreichend im Bewusstsein der Unternehmensleiter verankert. In Deutschland und in Österreich verzeichne man in diesem Segment mittlerweile zweistellige Zuwachsraten, so Konzern-Vorstandsvorsitzender Gerhard Horrion am Mittwoch vor Journalisten in Wien.
Zielgruppe für Manager-Rechtsschutzversicherungen sind neben Vorständen und Geschäftsführern auch Mitglieder von Aufsichtsraten und Beiräten. Maximal 15 Prozent seien bisher erschlossen, es gebe daher noch großes Potenzial am österreichischen Markt. In Österreich will die deutsche Versicherung in den kommenden Jahren unter die Top-Ten-Rechtsschutzversicherer kommen, 2008 lag man auf Rang 13. Im Vorjahr steigen die Prämieneinnahmen nach vorläufigen Zahlen hierzulande auf 9,8 (8,7) Mio. Euro, in drei Jahren sollen es 15 Mio. Euro sein. Beim Spezialprodukt Manager-Rechtsschutz ortet Horrion etwa drei oder vier Konkurrenten. Angeboten werden für Manager in Österreich unter anderem ein Universal-Straf-Rechtsschutz inklusive U-Haft-Package, Vermögensschaden- und Dienstvertragsrechtsschutz. Im Konzern werden Bruttobeiträge von rund 280 Mio. Euro erzielt. Rund die Hälfte des Geschäfts entfällt auf Manager-Versicherungen.
Vertrieb über Makler
Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) lag im Vorjahr unter 97 Prozent, in Österreich bei 88 Prozent. Beschäftigt sind im Konzern gut 1.300 Mitarbeiter, in Österreich sind es 12. Der Vertrieb erfolgt über Makler. Im Ausland ist die Versicherung neben der Österreich-Niederlassung auch noch in Italien und - seit Jahresbeginn - in den Niederlanden engagiert. Österreich liege in der Rechtsschutzversicherung bei den Prämien pro Kopf in Europa an erster Stelle, gefolgt von Deutschland und den Niederlanden. Laut Versicherungsverband lagen die gesamten Rechtsschutz-Prämieneinnahmen in Österreich bei rund 400 Mio. Euro, die Leistungen bei knapp über 180 Mio. Euro. Im Visier hat die Roland-Rechtsschutz-Versicherung auch Mittelost- und Südosteuropa, die Expansion wurde aufgrund der Krise vorerst aber zurückgestellt. Sollte man in der Region aktiv werden, werde dies von Wien aus passieren.
Generell seien in der Krise die arbeitsrechtlichen Fallzahlen um 15 Prozent gestiegen. Für die Höhe der Prämie der Manager-Rechtsschutzversicherung spielen vor allem Funktion und Unternehmensgröße ein Rolle. Als Bandbreite werden 700 bis 2.000 Euro pro Jahr angegeben. Es handle sich aber um ein Underwriting-Geschäft. In der Krise werde der Druck auf Manager größer, es gebe in Europa eine deutliche Tendenz, Rechtsverhältnisse restriktiver zu interpretieren. Die Kundengruppen gingen quer durch alle Unternehmensgrößen, eine strafrechtliche Absicherung sei aber eher bei großen Firmen relevant. Im Zuge der Wirtschaftskrise sei eine Epoche zu Ende gegangen, früher seien Haftungen und Vergütungen oft in eher kleinerem Rahmen abgehandelt worden. Die Roland-Rechtsschutzversicherung übernehme auch beim Vorwurf des Vorsatzes die Kosten vorab, wird der Kunde dann allerdings wegen Vorsatz verurteilt, hat die Versicherung das Recht auf Regress. Bei den 1,3 Millionen Kunden sei dies aber ein Randthema. (APA)