London - Griechenland will sich laut einem Zeitungsbericht mit chinesischer Milliardenhilfe finanziellen Spielraum verschaffen. Athen verhandle mit Peking über den Kauf von Staatsanleihen im Wert von 5 bis 25 Mrd. Euro, berichtete die "Financial Times" (Mittwoch). Die US-Investmentbank Goldman Sachs habe dazu die chinesische Devisenbehörde kontaktiert.

Peking hat einem Geschäft dem Bericht zufolge bisher nicht zugestimmt. Athen wies den Vorschlag zurück, eine chinesische Bank an der griechischen Nationalbank (NBG) strategisch zu beteiligen. Goldman Sachs habe mit den Chinesen ursprünglich über 20 bis 25 Mrd. Euro Staatsanleihen gesprochen. Ein Volumen von 5 bis 10 Mrd. Euro sei nun wahrscheinlicher geworden. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou will im Februar im Rahmen einer Werbetour für die griechische Wirtschaft nach China reisen. Für eine Schuldenübertragung gebe es "keine Sollvorgabe", sagte er dem Blatt. Die Chinesen hielten bereits einen "beträchtlichen Anteil" an den griechischen Schulden, sagte ein Informant mit Kontakten zur chinesischen Devisenbehörde der Zeitung. 

Test für das Euro-Gebiet

Peking sei misstrauisch, den Griechen noch mehr Schuldenaufnahme zu gewähren. Griechenland hatte auf dem Kapitalmarkt für Februar Staatsanleihen im Volumen von 5 Mrd. Euro ausgeschrieben. Schließlich nahm Athen acht Mrd. Euro mit sehr hohen Zinsen auf, nachdem Gebote von mehr als 25 Mrd. Euro abgegeben worden waren. Papakonstantinou sieht im Schuldenproblem seines Landes einen Test des Euro-Gebiets. "Das ist der erste ernsthafte Test der Euro-Zone", sagte der Minister in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch).

"In der Euro-Zone hatten wir kein System, das mit einer Krise dieser Art hätte umgehen können", sagte er auf die Frage nach den Auswirkungen des Falls Griechenland auf den Euro. Zugleich bekräftigte Papakonstantinou, das Staatsdefizit mit Einsparungen und Reformen nachhaltig zu verringern. "Wir haben sehr klar gesagt, dass wir das selbst machen. Wir glauben, dass unsere Maßnahmen angemessen sind. Wir haben auch klar gesagt, dass dann, wenn zusätzliche Maßnahmen erforderlich werden sollten, wir diese auch machen würden", erklärte der Finanzminister.

China hält die größten Währungsreserven der Welt und ist dadurch zu einer Finanzmacht geworden. Die Griechen häuften im abgelaufenen Jahr Schulden von fast 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an. Der Schuldenstand übertrifft mittlerweile die Wirtschaftsleistung des Landes deutlich. Athen wird vorgehalten, dass sein Statistikamt nicht unabhängig arbeite und Defizit- und Schuldenquoten geschönt seien. (APA)