Wien - In Europa werden sich die von der Obama-Administration vorgeschlagenen Begrenzungen der Größe der Banken viel schwerer durchsetzen lassen, da die europäischen Banken im Vergleich zu ihrem Heimat-BIP nochmals deutlich größer seien als die US-Banken, so die Research-Experten von Goldman Sachs in einer aktuellen Analyse. Die "Größen"-Debatte sei aber nur für die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse relevant.
Das "Too-big-too-fail"-Konzept sei nicht absolut, sondern relativ zur wirtschaftlichen Kapazität des Heimatlandes einer Bank zu sehen, argumentieren die Analysten. Die Fähigkeit, Ausfälle von Banken zu absorbieren, hänge mehr vom Nenner (Bruttoinlandsprodukt/BIP eines Landes) als vom Zähler (Gesamtvermögen einer bestimmten Bank) ab.
In Europa haben demnach neun Banken eine höhere Bilanzsumme als das BIP ihres Heimatlandes. Darunter vor allem Credit Suisse, UBS, Nordea und Santander und BNP Paribas.
Blick auf Schweizer Banken
Unter der Annahme, dass jenes Land, wo die Bank ihren Hauptsitz hat, die Kosten einer Bankenpleite tragen müsste, schneiden die beiden Schweizer Banken Credit Suisse (CS) und UBS besonders schlecht ab. Allein die Assets von CS seien beinahe doppelt so groß wie das Schweizer BIP und machten laut Goldman Sachs 198 Prozent der dortigen Wirtschaftsleistung aus. UBS folgt mit 170 Prozent, Nordea auf 134 Prozent und Banco Santander auf 101 Prozent. Danach folgen (bereinigt): BNP Paribas und HSBC mit jeweils 96 Prozent, RBS (77 Prozent), Lloyds (72 Prozent), Barclays (71 Prozent), CASA (60 Prozent) und die Bank Austria-Mutter UniCredit (56 Prozent). Die Deutsche Bank kommt auf 36 Prozent des deutschen BIP und hat damit einen der niedrigsten Anteile in Europa.
BNP Paribas an der Spitze
Betrachtet man nur die Banken innerhalb der EU und nimmt das BIP der EU-27 als Basis, liegt BNP Paribas mit 16 Prozent vor HSBC mit 13 Prozent an der Spitze. Zum Vergleich: Bank of America kommt mit ihrer Bilanzsumme auf 15 Prozent des US-BIP, JP Morgan auf 14 Prozent und die Citigroup auf 13 Prozent.
Wenngleich sich die Größendebatte in Europa schwierig gestalten sollte, erwarten die Goldman Sachs-Analysten mehr Sympathie für die Begrenzung des Eigenhandels der Banken. Eigenerträge seien aber schwer zu definieren, die Grenzen im Investmentbanking können sehr verschwommen sein, geben die Experten zu bedenken. Für die europäischen Investmentbanken schätzen sie den Anteil des Eigenhandel an den Gruppenerträgen auf 2 bis 6 Prozent, bei den Schweizer Banken auf 1 und 4 Prozent. (APA)