München - Im Machtkampf um den Aufsichtsratsvorsitz bietet die Infineon-Spitze den rebellischen Aktionären Zugeständnisse an. Der vom Unternehmen vorgeschlagene Kandidat Klaus Wucherer kündigte am Mittwoch in einem Reuters-Interview an, für den Fall seiner Wahl nur ein Jahr lang zu amtieren. Während dieser Zeit werde er sich auf die Suche nach einem Nachfolger machen, der von außen kommt. Wucherer betonte, er sehe gute Chancen, dass diese Lösung die Zustimmung der Aktionäre finden werde.

Um einen Neuanfang bei Infineon einzuleiten, wollen auf Initiative des britischen Fonds Hermes einige Anteilseigner einen anderen Chefkontrolleur durchsetzen. Sie schlagen der Hauptversammlung am 11. Februar dazu den scheidenden ZF-Friedsrichshafen-Manager Willi Berchtold vor.

Störmanöver

Darin sieht Wucherer ein Störmanöver, das Infineon seinen Worten zufolge sehr schaden könnte. "Herr Berchtold hat noch immer nicht erklärt, was er mit dem Unternehmen vorhat", kritisierte Wucherer. Zudem sei die Berchtolds Nominierung sehr überraschend gekommen. Damit habe Berchtold große Verunsicherung auch bei wichtigen Kunden in Kauf genommen. "Dies und eine Konstellation, die den Aufsichtsrat über einen längeren Zeitraum handlungsunfähig machen könnte, führen dazu, dass das Unternehmen Schaden nimmt", sagte Wucherer, der früher Vorstandsmitglied der ehemaligen Infineon-Mutter Siemens war.

Der Manager mahnte, die Zeiten der Unruhe müssten endlich vorbei sein und das Unternehmen die eingeschlagene Strategie weiterverfolgen, die bereits erste Erfolge gezeigt habe. Er unterstütze Infineon-Chef Peter Bauer und die von diesem angestoßene Neuausrichtung. Eine Aufspaltung des Unternehmens stehe nicht zur Debatte, sagte Wucherer.

Berchtold wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Er und die ihn stützenden Aktionäre seien über den Kompromissvorschlag bisher nicht informiert worden, hieß es aus seinem Umfeld.

Infineon ist auch in Österreich vertreten. Die Firma beschäftigt hierzulande rund 2.550 Mitarbeiter (Stand 30. September 2009), davon circa 960 in Forschung und Entwicklung. Der Sitz von Infineon Österreich ist in Villach. (APA/Reuters)