Künstlerische Darstellung des Schwarzen Lochs in NGC 300 und seines Sternpartners

Bild: ESO/L. Calçada

Garching - In sechs Millionen Lichtjahren Entfernung befindet sich die Galaxis NGC 300, die zur sogenannten Sculptor-Gruppe von Galaxien gehört: Einer kosmischen Nachbarin unserer Lokalen Gruppe - aber eine weite Distanz, wenn es darum geht, ein stellares Schwarzes Loch zu entdecken. Anders als die supermassereichen Schwarzen Löcher, die sich im Zentrum zahlreicher Galaxien befinden und eine andere Entstehungsgeschichte haben, entstehen stellare Schwarze Löcher durch Supernova-Explosionen, wenn ausgebrannte Riesensterne unter ihrem eigenen Gewicht zusammenstürzen. Sie sind der Endpunkt der Entwicklung eines solchen Sterns.

Das nun von Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) entdeckte Schwarze Loch befindet sich für seine Kategorie in Rekorddistanz. Es besitzt etwa 15 Mal so viel Masse wie unsere Sonne, gehört einem Doppelsternsystem an und saugt Materie von einem Begleitstern ab, der selbst in einiger Zeit in einer Supernova explodieren und dann als Schwarzes Loch enden wird. Dieser enge Begleiter hat etwa 20 Mal so viel Masse wie unsere Sonne und stößt gerade seine Außenhülle ins All ab: Sterne in dieser speziellen Entwicklungsphase werden als Wolf-Rayet-Sterne bezeichnet. Das ungleiche Paar umkreise sich gegenseitig in nur 32 Stunden in einem "infernalischen Walzer", berichtete die ESO.

Entdeckungsgeschichte

Die Sternenleiche in NGC 300 wurde mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der ESO in Chile entdeckt. Erstmals ist damit nach ESO-Angaben ein stellares Schwarzes Loch außerhalb der Lokalen Gruppe entdeckt worden. In noch größerer Entfernung sind bisher nur supermassive Schwarze Löcher im Zentrum aktiver Galaxien festgestellt worden.

Die Entdeckung vollzog sich in mehreren Schritten. Zunächst hatte das Röntgenobservatorium XMM-Newton der ESA das damals noch nicht identifizierte Schwarze Loch als stärkste Röntgenquelle der Galaxie NGC 300 nachgewiesen. Im Jahre 2007 unterzog dann ein Röntgenteleskop an Bord des NASA-Satelliten Swift diese Röntgenquelle einer genaueren Untersuchung: "Wir stellten periodisch äußerst starke Röntgenabstrahlungen fest - ein Hinweis darauf, dass dort ein Schwarzes Loch lauert", so Stefania Carpano von der ESA, ein Mitglied des Forscherteams. Dank neuer Beobachtungen mit dem Instrument FORS2, das am Very Large Telescope der ESO installiert ist, konnten die Astronomen diesen Verdacht jetzt bestätigen.

"Die Partner dieses Paares stehen einander sehr nahe", sagt Robin Barnard, ein weiteres Mitglied des Teams. "Es ist uns ein Rätsel, wie diese enge Bindung die stürmischen Entwicklungsphasen, die der Entstehung des Schwarzen Lochs vorangegangen sein müssen, überlebt hat." (red/APA)