Wien - Fünf Jahre lang habe er sich um die Standorte des Modehändlers Fürnkranz bemüht, sagt Jamal Al-Wazzan. Aber er habe schließlich seinen Stolz, bei diesen überzogenen Preisvorstellungen sei irgendwann für ihn Schluss gewesen. Er habe sich lieber zwei andere prominente Handelsflächen in der Wiener Kärntner Straße und am Graben gesichert. In einem davon führten Friedrich und Jeannine Schiller zuletzt ohne Erfolg das Kindermodengeschäft Mary.

Al-Wazzan managt Textilketten und handelt seit Jahren mit Immobilien, etwa mit jenen von Schöps. Bis auf eine habe er alle 96 verwertet. Sie beherbergen nun Betriebe wie Esprit, Nespresso, Tom Tailor, Tally Weijl, S. Oliver und DM. Unter dem Namen Schöps laufen nur noch elf Läden, die er verpachtet. Keines der Geschäfte, das er je gemacht habe, sei so einfach und lukrativ gewesen wie dieses, sagt er.

An Fürnkranz beißen sich Interessenten hingegen die Zähne aus. Das einst prächtige Modehaus hat mit vier Standorten Schulden von mehr als 1,7 Mio. Euro angehäuft. Die Verluste beliefen sich auf 4,8 Mio. Euro, belegt die eben veröffentlichte Bilanz 2008. Die Marktaussichten seien zu optimistisch eingeschätzt worden, die Strategie verfehlt gewesen, wird da eingeräumt. Ein Fortbetrieb des Handels sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Auch das Eigenkapital war zuletzt mit fast 1,5 Millionen Euro negativ. Die Stiftung der Familie Fürnkranz muss dafür gerade stehen. Sie verfügt über ein Immobilienvermögen von zumindest 50 Mio. Euro, sagt Stiftungsvorstand Hubertus Weben dem Standard.

Die Stifter sind sich dem Vernehmen nach jedoch alles andere als einig über die Verwertung des hundert Jahre alten Traditionsbetriebs. Neben Al-Wazzan zog sich auch Spar zurück: Der Handelskonzern hatte für die Filiale in der Mariahilfer Straße fix fertige Pläne. Für den Standort sind Ablösen in Höhe von mehreren Millionen Euro zu berappen. Fürnkranz werde diese Filiale vorerst selbst weiter führen, erklärt Weben.

Kristall und Leder

Der Shop in der SCS ist bereits aufgelassen. Die Hälfte der Fläche in der Kärntner Straße, die der Generali gehört, hat sich Salamander gesichert, bestätigt Klaus Magele, Chef der Schuhkette. Ende Februar werde eine Damenboutique in Kristall- und Lederambiente eröffnet. Das Lokal nebenan, aus dem Fürnkranz ebenfalls auszog, sucht noch neue Mieter. Der Quadratmeter kommt auf rund 200 Euro.

Das Herrnhuterhaus am Neuen Markt gehört der Fürnkranz-Stiftung. Verkauft werde nicht, betont Weben. Man verhandle allein mit Rewe, eine Entscheidung gebe es nicht vor Mai. Auch die Zentrale in der Wattgasse werde nicht verkauft. Man habe dort eine Wohnbauwidmung erwirkt. Weben versichert, dass alle Verbindlichkeiten heuer getilgt würden, der Verlust sei im Vorjahr gesunken. Was die Marke Fürnkranz betrifft, so wolle die Familie diese auch ohne Geschäfte erhalten. "Wir suchen neue Vertriebswege." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.01.2010)