Wien - Mikrokredite, einfache und bezahlbare Finanzdienstleistungen für arme Menschen, die von traditionellen Banken kaum Geld zur Verbesserung ihrer Lebenssituationen geliehen bekommen, haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt. Mehr als fünf Milliarden Dollar sind gegenwärtig vergeben.

"Doch auch gute Dinge können missbraucht werden" , warnt Florian Grohs, Geschäftsführer von Oikokredit Deutschland. Denn die internationale Entwicklungsgenossenschaft mit ökumenischen Wurzeln beobachtet seit einiger Zeit besorgt, dass sich in einigen Ländern Mikrokreditnehmer zunehmend überschulden. Der Grund: Der unkontrollierte Wettbewerb von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) in einigen Ländern wie etwa Bosnien führe dazu, dass Haushalte mehrere Darlehen erhielten, die sie dann nicht mehr zurückzahlen könnten.

Damit der Mikrofinanzbereich nicht pauschal in Misskredit gerät, wünscht sich Oikocredit auch für MFI internationale Regeln. Diese sollten transparente Vergabekonditionen, soziale Verantwortung, Schuldnerberatung oder faire Methoden zur Eintreibung der Schulden umfassen. Oikocredit hat dazu bereits ein Maßnahmenpaket beschlossen. (kat, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.01.2010)