Bild nicht mehr verfügbar.

Steuerdruck gegen Medienriesen, gesperrte Sites und Blätter: türkischer Premier Erdogan.

Foto: Reuters/Epa

Bild nicht mehr verfügbar.

Philippe Cayla

Foto: EPA/LUC SKEUDENER

STANDARD: Samstag präsentieren Sie in Istanbul mit Premier Recep Tayyip Erdogan das türkische Fernsehen TRT als neuen Aktionär. Fragt Euronews Erdogan im Eröffnungsinterview nach der Situation der Medienfreiheit in seinem Land?

Cayla: Das Interview wurde gerade erst geführt, da müssen Sie mit unserem Informationsdirektor reden.

STANDARD:  Eine weitere TV-Anstalt eines Landes an Bord, von der die EU sagt, dass Medienfreiheit fehlt. Sie kennen die Fälle der existenzbedrohenden Steuernachzahlung gegen den größten Medienkonzern, Erscheinungsverbote für Zeitungen, Blockade von Onlinediensten.

Cayla: Kein Aktionär hat bei Euronews die Mehrheit oder kann das Programm bestimmen. Sich an Euronews zu beteiligen, bedeutet Euronews-Nachrichten in der jeweiligen Sprache und allgemeinen Einfluss auf die Entwicklung des Kanals, aber nicht die Redaktion. Die neun Redakteure der einzelnen Ressorts arbeiten unter einem Chefredakteur. Euronews ist neutral, reine Information ohne Meinung der Redaktion. 

STANDARD: Sie haben einschlägige Erfahrung: An Bord sind Sender Russlands, Algeriens, Marokkos. 

Cayla: Moskau hat bei mir noch nicht angerufen, um auf die redaktionelle Linie Einfluss zu nehmen, Istanbul ebenso wenig.

STANDARD: Im Oktober wird Farsi eine weitere Euronews-Sprache. Kommt Irans Staats-TV an Bord?
Cayla: Nein, hier wie beim arabischen Dienst finanziert die Europäische Kommission. Sie will so das Verständnis zwischen anderen Kulturen und Europa fördern.

STANDARD: Irans Behörden stören ausländische Satellitenkanäle.

Cayla: Der Botschafter versichert uns, sie betrachten Euronews nicht als feindlichen Sender.

STANDARD: Sie wollen den ORF an Bord holen, waren erst im Herbst in Wien. Bisher ohne Erfolg. 

Cayla: Ich nehme an, der Vorsitzende des Publikumsrats hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz berichtet. Ich habe Infodirektor Elmar Oberhauser in unser Hauptquartier in Lyon eingeladen. Vielleicht klappt das im Februar oder März. 

STANDARD: Was hätte der ORF von einer Beteiligung?

Cayla: All unsere Aktionäre können unsere Inhalte nützen, ob eine oder 24 Stunden pro Tag. Der ORF plant ja einen Spartenkanal für Information. Dafür könnten sie auch auf unser Material zurückgreifen, das wir, unter anderen Quellen, von allen Aktionären beziehen.

STANDARD: Was kostet der Spaß?

Cayla: Eine Aktie kostet 100 Euro. Wir haben 21 Aktionäre, die großen halten fünf bis zehn, kleinere 0,1 bis zwei Prozent. Ein Prozent kostet 300.000 Euro. Die jährliche Nutzung würde den ORF rund 560.000 Euro kosten. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 28.1.2010)