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Sudans Vize-Außenminister Karti warb in Wien für sein Land.

Foto: Reuters/Abdallah

Wien - Ein Jahr vor dem geplanten Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan warnt der sudanesische Vize-Außenminister vor einer Eskalation, sollte sich der halbautonome Landesteil für eine Abspaltung von Khartum entscheiden. "Die Situation im Süden würde eskalieren und nach dem Referendum sicher in einen Krieg übergehen", sagte Ali Ahmed Karti am Mittwoch dem Standard.

Khartum ist gegen eine Unabhängigkeit des Süden. Im Außenministerium in Wien warb Karti deshalb um Unterstützung für die Einheit seines Landes - laut Diplomateneinschätzungen ein Zeichen dafür, dass in Khartum die Einsicht gereift ist, dass auch eine Unabhängigkeit des Südens eine reale Möglichkeit darstellt.

Doch auch Beobachter befürchten eine Eskalation - umso mehr, nachdem bei neuen Kämpfen zwischen Stämmen im Jänner über 130 Menschen ums Leben kamen. Die Nervosität in den Nachbarstaaten ist groß. Am Dienstag zeigte sich der UN-Sicherheitsrat besorgt über steigenden Waffenschmuggel in den Südsudan. "Wir wollen wissen, woher die Waffen kommen und warum sie in die Region eingeschleust werden" , sagte US-Botschafterin Susan Rice.

Nach den bisherigen Einschätzungen ist eine Trennung des Südsudan der wahrscheinlichste Ausgang des Referendums. Karti erklärte: "Es gibt auch viele Politiker, die keine Unabhängigkeit wollen" und meint Repräsentanten des Südens. "Ich will aber keine Namen nennen."

Die jüngsten Kämpfe im Südsudan bezeichnete Karti als "Gewohnheit" der dortigen Stämme. Eine Gefährdung der im April anstehenden Parlaments- und Präsidentenwahlen - die ersten seit zwei Jahrzehnten - sei ausgeschlossen. An einem Sieg der im Süden regierenden SPLM zweifelt der Vize-Minister ebensowenig wie am Triumph von Präsident Omar al-Bashir bei der Wahl des neuen Staatsoberhaupts.

Gegen Bashir liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag vor. Tatsächlich dürfte er im April wieder gewählt werden. Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt die Unterdrückung von Oppositionspolitikern sowohl im Norden als auch im Südsudan angeprangert, zuletzt vor wenigen Tagen Human Rights Watch. Das könne die Wahlen untergraben. Karti wischte solche Befürchtungen vom Tisch: "Das kommt von Leuten, die bei der Wahl keine Chance haben." (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2010)