Seine Premiere bei der Art Basel Miami Beach 2007 hat Drago Persic bravourös absolviert: Nicht nur, dass schon bei der Preview alle Bilder des damals 26-jährigen Akademie-Absolventen, der u. a. bei Elke Krystufek und Muntean/Rosenblum studierte, verkauft wurden. Nein, es gab sogar Wartelisten für die reduzierten, düsteren Leinwände.
Die Palette des jungen Malers, der 1981 in Banja Luka (Bosnien) geboren wurde, enthält nur Schwarz und Weiß. Das heißt, dass jeglicher Grauton in Persics Bildern durch Mischung der beiden Enden der Farbskala, des Lichts und der totalen Absenz davon, entsteht. Auch in seinen neuesten, in der Galerie Engholm Engelhorn präsentierten Arbeiten - allesamt ohne Titel - ist das nicht viel anders, obgleich sich die Schwärze inzwischen wie ein schwarzes Loch, also wie Antimaterie, auf der Leinwand ausgebreitet hat. Aber ist die lichtlose dunkle Fläche tatsächlich frei von Materie?
Die Textur der Farbe sorgt für minimale Reflexionen, in deren Hauch von Atmosphäre Kleidungsstücke, Hemden und Anzughosen schwimmen oder schweben. Genauer könnte man es nur benennen, wenn die Konsistenz des irrealen Dunkels zu deuten wäre. Jegliche Hinweise auf räumliche Zusammenhänge hat das Schwarz getilgt; in seiner Massivität drängt es die hellen Motive ins Abseits der Aufmerksamkeit, droht sie gar zu verschlucken. Vielleicht ist es dieses Unbestimmte, was den unheimlichen Charakter der Leinwände erzeugt. Auch das flatterhafte Tänzeln der textilen Protagonisten, eingefroren jenseits der Zeit, lässt sich nicht an Bedingungen der Realität rückbinden.
Persic interessiert sich für diesen unbeirrbaren Glauben des Betrachters an die Authentizität des Dargestellten, der sogar bestehen bleibt, wenn ganz offensichtlich illusionär gearbeitet wird. Diese Fragestellung erklärt auch, warum er inszenierte Fotografien als Bildvorlagen verwendet, er ein Experiment immer wieder durchführt. Dieses Mal fällt die Koppelung der zu abstrakten Licht-und-Schatten-Objekten reduzierten Klamotten an die Wirklichkeit aber tatsächlich schwer: Eher noch flattern die Rockschöße im (Alb-)Traum.
Installiert hat Persic die Hochformate bündig aneinanderstoßend wie Filmkader, lässt die Bilder dadurch weniger wie Momentaufnahmen, sondern wie Teile einer Erzählung wirken. Darin zeigt sich wieder das filmische Interesse des Künstlers, der in früheren Arbeiten dramatische Kniffe Hitchcocks anwendete. Ergänzend finden sich im hinteren Raum nett anzuschauende 8-mm-Filmloops, die im ständigen Taumeln und Kippen der Bilder die thematisierte Perspektivlosigkeit aufgreifen. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.1.2010)