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Der Hype war enorm. Der US-Computerkonzern Apple zeigte in den letzten Monaten seine Marketing-technisch perfekte Seite. Daher war es auch kaum verwunderlich, dass am Mittwoch Abend die Aufmerksamkeit auf Steve Jobs und seinem "Lebenswerk" lag. Wie in diversen Internetforen bereits spekuliert wurde, zauberte Jobs dann auch tatsächlich einen Apple Tablet aus dem Hut – den iPad. Die Reaktionen auf das neue Endgerät waren jedoch höchst gespalten: Für manche ist es eine Revolution, für andere nur das größte iPhone der Welt. Grund genug sich einmal die ersten Impressionen der US-Medien anzusehen.

"First Impressions"

David Pogue von der New York Times ("The Apple iPad: First Impressions") und Walt Mossberg von D – All things digital ("First Impressions of the New Apple iPad") haben den neusten Gadget aus dem Hause Apple ihre volle Aufmerksamkeit gewidmet und kommen beide zu einem ähnlichen Schluss.

"Es kommt auf die Software an"

Walt Mossberg sieht den Erfolg des iPad in erster Linie von der angebotenen Software und den zusätzlichen Service abhängig. Denn nur dann würden sich, so seine Meinung, die AnwenderInnen von dem neuen Endgeräte-Typ auch wirklich überzeugen lassen. "Apple CEO Steve Jobs positionierte das iPad als eigenständige Endgeräte-Kategorie zwischen Smartphone und Laptop (er ist, ebenso wie ich der Ansicht, dass Netbooks keine eigene Kategorie, sondern nur kleine, billige Laptops sind). Aber aufgrund der ersten Demos finde ich eher, dass es sich um einen Hybrid aus beiden Welten handelt."

Was wird kommen?

Bei der Präsentation zeigte Jobs einige Funktionalitäten des iPad. Ein wichtiger Erfolgsfaktor aus Sicht von Mossberg ist zudem, dass die iPhone-Apps auf dem iPad laufen werden – allerdings teilweise auch deutlich verbessert oder mit mehr Möglichkeiten. Einige Features – wie das Audio- und Video-Streaming – wurden jedoch noch nicht vorgestellt und waren noch nicht zu sehen. Daher läge das wahre Potenzial des Endgeräts noch im Dunklen.

Plus und Minus

"So ist der iPad nun nur ein gigantischer iPod Touch oder ein iPhone? Die Frage ist, ob sich ausreichend KundInnen finden werden, die das Endgerät kaufen und zu einem Teil ihres Alltags machen wollen. Oder wird es ein Nischenprodukt bleiben, wie Microsofts Tablet PC oder Mr. Jobs eigenes Apple TV?", fragt Mossberg. Dann subsummiert er die positiven und negativen Aspekte des iPad: "Auf der Plus-Seite steht, dass sich das Gerät gut anfühlt, sich komfortabel und gut verarbeitet präsentiert und wunderschöne Software eingebaut hat. Oh, ja und dass es erstaunlich billig ist – für ein Apple-Produkt. Auch die 10 Stunden Akkulaufzeit – Mr Jobs erklärte mir nach der Präsentation, dass der Akku bei einigen Anwendungen sogar noch länger hält – sind positiv. Aber es gibt auch Negatives: Zu allererst es ist zu groß für die Tasche. Es fehlt an einen gebräuchlichen und beliebtem Laptop-Feature, einer Webcam. Und auch die Preismodelle der Provider werden, so wie beim iPhone, nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgen."

Fazit

"Aber die Software schaut immer noch beeindruckend aus und das könnte Steve Jobs helfen eine Sache zu erreichen die er in seiner unglaublichen Karriere noch nicht erreicht hat: die Menschen davon zu überzeugen, nicht nur eine neue Version eines existierenden Gadget-Typs zu lieben, sondern gleich eine ganz neue Kategorie von Endgeräten.

Apples drei Phasen

David Pogue von der New York Times sieht den iPad derzeit noch unterschätzt. "Heute hat Apple endlich seinen Tablet-Computer enthüllt, den iPad. Dies leitet die erste Phase der "Standard Apple new-category roll-out"-Vorgehensweise ein: Monatelanges Spekulieren und ein Online-Hype ohne jede Art von offiziellem Statement. Nun beginnt die zweite Phase: die Blogger, die das Gerät noch nicht gesehen haben, werden Bashing betreiben – "Kein physisches Keybord", "Keine auswechselbaren Akkus", "Viel zu teuer", "Kein Multitask" und auch "Kein Memory-Slot". Diese Phase geht genau solange bis der Verkauf im April starten wird. Dann folgen die positiven Reviews, die Leute stehen Schlange, um es zu kaufen und die "Basher-Blogger" sind aus mysteriöse Art und Weise verschwunden."

Viele Möglichkeiten

Pogue sieht derzeit ebenfalls noch nicht das volle Potenzial des iPad sichtbar gemacht. Nur ein eBook-Reader – "wenn auch deutlich schöner und besser als der Kindle" – das wäre aus seiner Sicht zu wenig. "Wie ein Laptop oder nur ein großes iPhone, trifft das Potenzial ebenfalls nicht. Alles in allem sieht das iPad aus wie ein Traum zum Lesen und Videoschauen, aber mit einigen Einschränkungen in anderen Bereichen."

"Es wird sich etwas ändern, oder auch nicht"

"Wie schon das iPhone, so ist auch das iPad ein Gefährt, ein Tool, ein 1,5-Pfund-Gerät mit Potenzial. Es werden unterschiedliche Dinge möglich. Vielleicht verändert es die Industrie oder sogar zwei, oder auch nicht. Vielleicht läutet es eine neue Kategorie – etwas zwischen Telefon und Laptop ein – oder nicht. Und jeder der behauptet zu wissen, was passieren wird, wird bald wie ein Idiot dastehen."(Gregor Kucera, derStandard.at vom 28.1.2009)