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Ein "wichtiges gesellschaftspolitisches Signal" und "wichtige öffentliche Ankerkennung für das kreative Schaffen von Frauen": Olga Neuwirth ist Preisträgerin des Großen Österreichischen Staatspreises 2010.

Foto: APA/Jäger

Wien - Die Komponistin Olga Neuwirth erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2010, die höchste künstlerische Auszeichnung der Republik. Neuwirth (41) zählt für Kulturministerin Claudia Schmied "ohne Frage zu den führenden KomponistInnen weltweit. Sie ist eine Grenzüberschreiterin in mehreren Gebieten wie wenige andere Künstler", wie es am Donnerstag in einer Aussendung hieß. Die Auszeichnung wird am 8. April in Wien überreicht.

"Muss mich jedes Mal wieder beweisen"

"Erstaunlich", "zwiespältig" und "natürlich eine Ehre" ist die Zuerkennung des Staatspreises für Neuwirth: "Wäre ich von Österreich abhängig gewesen, wäre ich keine Komponistin", so die Komponistin in erster Reaktion am Donnerstag in Wien kurz vor ihrer Abreise nach Berlin. Dort ist auch ihr Verlag, Boosey and Hawkes, dort arbeitet sie an einem neuen Filmprojekt. Ihre Arbeiten in näherer Zukunft sind "nicht einmal Koproduktionen" mit Österreich. Die Position der "Komponistin in Österreich" habe es in Österreich ganz einfach nicht gegeben, "die habe ich mir hart erkämpft", so Neuwirth. "Wenn man dann plötzlich als Jüngste den Staatspreis bekommt ist das schon erstaunlich." Zwar habe es auch hierzulande "immer Ausnahmen gegeben, Menschen, die auch zu mir gestanden haben, als ich noch nicht bekannt war - und auf die werde ich auch in meiner Rede hinweisen", doch insgesamt: "Ich muss in Österreich, wahrscheinlich weil ich eine Frau bin, jedes Mal wieder beweisen, dass ich komponieren kann."

Preisregen

Olga Neuwirth, geboren 4. August 1968 in Graz, studierte zunächst an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien bei Erich Urbanner, dann am Conservatory of Music sowie am Art College in San Francisco. Seit ihrer Vorstellung 1998 in der Reihe "Next Generation" bei den Salzburger Festspielen erhielt Neuwirth eine Reihe von Preisen, wie den Paul-Hindemith-Preis, den Ernst-Krenek-Preis oder den Heidelberger Künstlerinnenpreis. 2009 erhielt sie den "South Bank Show Award" für ihre Oper "Lost Highway". Neben ihrer Arbeit als Komponistin ist Olga Neuwirth auch als Film- und Performancekünstlerin tätig. Kürzlich wurde bekannt, dass sie 2010 den Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig erhält.

"Anerkennung für das kreative Schaffen von Frauen"

Neuwirth ist die zehnte Frau, die mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wird. Als "wichtiges gesellschaftspolitisches Signal" und "wichtige öffentliche Ankerkennung für das kreative Schaffen von Frauen" bewertete Schmied die Zuerkennung an die Komponistin. "Sie verfügt über differenzierte Kenntnisse in der Bildenden Kunst, dem Film, der Neurowissenschaften und der Philosophie. Ihre Musik ermöglicht eine Entdeckungsreise in unbekannte Zeit- und Raumzonen."

Schmied habe "dem Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats mit besonderer Freude zugestimmt, da nach Brigitte Kowanz 2009 auch im neuen Jahr die höchste Auszeichnung der Republik Österreich im Bereich der Kunst an eine Frau geht". 

PreisträgerInnen der letzten Jahre

Seit 1950 im Jahresrhythmus ohne festgelegtes Rotationsprinzip an österreichische KünstlerInnen der Sparten Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur vergeben, ist der Große Österreichische Staatspreis mit 30.000 Euro dotiert.

Die PreisträgerInnen der vergangenen Jahre waren 2002 Heinz Karl Gruber in der Sparte Musik, 2003 Siegfried Anzinger im Bereich Bildende Kunst, 2004 Günther Domenig für Architektur, 2005 Hermann Nitsch für Bildende Kunst, 2006 der Komponist Georg Friedrich Haas und 2007 Josef Winkler in der Sparte Literatur. 2008 wurde der Bildhauer Karl Prantl ausgezeichnet, im Vorjahr die bildende Künstlerin Brigitte Kowanz. (APA)