Wien - Eine "erdrückende Parkplatzsituation" ortet die Spitzenkandidatin der ÖVP Josefstadt, Veronika Mickel, in ihrem Bezirk. Eine von der Volkspartei initiierte Befragung der Bezirksbewohner und rund 800 Hausbesuche hätten gezeigt, dass sich rund 62 Prozent der Befragten dafür aussprechen, dass mindestens die Hälfte ausschließlich für die Josefstädter reserviert sein sollen und Bewohnerparkplätze geschaffen werden sollen. Der Grünen Bezirksvorstehung wirft sie "systematische Parkplatzvernichtung" und eine weitere Verschärfung der Parkplatzsituation vor.
200 neue Fahrradbügel wurden im vergangenen Jahr im 8. Bezirk aufgestellt, die meisten davon nach Ansicht von Mickel im Parkraum, "auch an Stellen, an denen für Autofahrer und Fahrradfahrer eine einvernehmliche Lösung möglich gewesen wäre". Dadurch seien rund 65 Parkplätze "mutwillig vernichtet" worden, kritisiert die Bezirkspolitikerin.
Fahrradbügel auch für Motorradfahrer benutzbar
"Mit der neuen ÖVP-Kandidatin hat das Auto offenbar wieder Vorrang", erklärte dazu der Grüne Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian gegenüber derStandard.at. Auch die ÖVP habe die Fahrradbügel, "die gut genützt" würden, ursprünglich begrüßt, nun aber einen 180-Grad-Schwenk vollzogen. Es seien keine Plätze verloren, "sondern für Räder und Menschen gewonnen" worden. Zudem dürfen in der Josefstadt die Fahrradbügel auch von Motorradfahrern benutzt werden, wodurch auch Autoparkplätze frei werden, wie Rahdjian betont.
Für 8.547 im 8. Bezirk zugelassene Autos stehen inklusive Garagenplätze derzeit 5.770 Stellplätze zur Verfügung, rechnet Mickel vor. Die Rücklage der Stadt Wien in Höhe von 114 Millionen Euro, die aus den Parkausgaben gespeist wird, müsse gezielt in geförderte Garagenplätze fließen, fordert die Josefstädter ÖVP. Ein Garagengipfel mit den Garagenbetreibern solle helfen, Auslastungslücken zu schließen und neue Garagenplätze zu schaffen.
Bezirksvorsteher: "Leute wollen keine neuen Garagen"
"Die Leute wollen keine neuen Garagen mehr bauen lassen", zeigt sich hingegen Rahdjian überzeugt. Es habe in der Vergangenheit diesbezüglich eine breite Front der Ablehnung gegeben. Anrainerparkplätze seien von den Grünen bereits vor vier Jahren im Gemeinderat beantragt und dort ebenso wie später im Bezirk abgelehnt worden. Voraussetzung für Anrainerparkplätze seien in jedem Fall geänderte gesetzliche Voraussetzungen bei der Straßenverkehrsordnung und eine finanzielle Unterstützung seitens der Stadt.
Abgelehnt wird von der ÖVP die Citymaut, wie sie Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für die Innere Stadt angedacht hat, da diese zu eine "Verdrängung der Autos in Richtung Josefstadt" zur Folge haben würde. Verbesserungen fordert die ÖVP bei der Straßenbahnlinie 2. Ein Wunsch, dem sich auch der Grüne Bezirksvorsteher anschließt, der gleichzeitig betont, dass die Josefstadt mit Öffis "sehr gut erschlossen" sei. Viele Wege im Bezirk ließen sich zu Fuß, mit dem Rad, per Bus oder mit der Bim zurücklegen. Er sei "nicht gegen Autos aber dagegen, dass das Auto das wichtigste sei", so Rahdjian. (Karl Gedlicka, derStandard.at, 28. Jänner 2010)