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Präsident Karzai bei seiner Rede vor der Londoner Konferenz.

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Demonstranten protestieren vor dem Konferenzzentrum.

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Der britische Außenminister David Miliband und seine Amtskollegin aus den USA, Hillary Clinton.

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Nato unter Beschuss: Ein pakistanischer Polizist untersucht Einschusslöcher bei einem Lastwagen. Aufständische griffen Donnerstag einen Nachschubtransport der Nato nach Afghanistan in Karatschi an.

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London/Kabul - Mit mehr afghanischen Sicherheitskräften und einem Aussteigerprogramm für die Taliban soll der langfristige Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan beginnen. Darauf einigten sich am Donnerstag Außenminister und andere Regierungsvertreter aus 70 Staaten bei der Afghanistankonferenz in London. Bereits in diesem Jahr werde die Kontrolle "Bezirk nach Bezirk" an die afghanischen Soldaten übergeben, sagte der britische Premier Gordon Brown.

Eine internationale Kommission soll über die Korruptionsbekämpfung wachen.

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Ein Hilfsfonds für aussteigewillige Taliban, zusätzliche Ausbilder für die lokale Polizei und Armee, energische Bekämpfung der Korruption - mit diesen Schritten will die internationale Gemeinschaft Afghanistan stabilisieren und den baldigen Abzug ausländischer Truppen ermöglichen.

Auf der Afghanistankonferenz in London sprach Premierminister Gordon Brown am Donnerstag von Mitte 2011 als "Wendepunkt im Kampf gegen die Aufständischen" . Sein Kogastgeber, der afghanische Präsident Hamid Karsai, kündigte die Einrichtung einer Antikorruptionskommission mit internationalen Beratern an: "Die Bekämpfung der Korruption hat für meine Regierung höchste Priorität."

Die Londoner Zusammenkunft von mehr als 70 Staaten und internationalen Organisationen wie Nato, Weltbank und EU war vom britischen Premier einberufen worden. Wie Brown stehen auch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Regierungschefs unter wachsendem Rechtfertigungsdruck einer skeptischen Öffentlichkeit. Nach acht Jahren Krieg am Hindukusch und der hochumstrittenen Wiederwahl Karsais im vergangenen Jahr sollte die Konferenz den afghanischen Präsidenten einerseits unterstützen und andererseits an die Kandare nehmen.

In seiner Ansprache lobte Brown zweimal die deutsche Kanzlerin, die zu Wochenbeginn weitere 850 Soldaten zugesagt hatte. Hingegen verweigern sich wichtige Mitglieder der derzeit 43 Nationen umfassenden Isaf-Schutztruppe wie die Türkei und Frankreich der amerikanischen Forderung nach mehr Truppen. Präsident Barack Obama lässt das US-Kontingent nun um weitere 30.000 Soldaten aufstocken.

Die Diskussionen in London drehten sich aber vor allem um die Eingliederung ausstiegswilliger Rebellen in den politischen Prozess in Afghanistan. "Wir sollten Al-Kaida und die Taliban nicht in einen Topf werfen" , riet der britische Außenminister David Miliband. Die große Mehrheit der Aufständischen wolle mit der globalen Terrorkampagne gewalttätiger Islamisten nichts zu tun haben.

Amnestien für Stammeschefs

Nach der gleichen Logik sucht US-Kommandeur Stanley McChrystal das Gespräch mit lokalen Aufständischen. Dafür wurde eigens ein Ex-Kommandeur der britischen Spezialtruppe SAS aktiviert: Generalleutnant Graeme Lamb befürwortet Amnestien für jene Stammesführer, die zum Ausgleich bereit sind. Nur zehn Prozent der Aufständischen seien Hardliner, glaubt der erfahrene Truppenführer. Viele der jungen Kämpfer ließen sich durch vernünftige Angebote gewinnen.

Karsai kündigte fürs Frühjahr eine Loya Jirga, die Zusammenkunft von Stammesältesten und Regionalgouverneuren, an. Ausdrücklich bat er um die Hilfe Saudi-Arabiens, das in der Vergangenheit bereits geheime Gespräche zwischen Kabul und den Taliban arrangiert hatte. Der Hilfsfonds für kampfesmüde Afghanen soll bis zu 350 Millionen Euro haben, weitgehend gespeist aus japanischen Entwicklungshilfegeldern.

Experten vor Ort warnen, ausländische Belohnungen für Wohlverhalten würden das Problem der Korruption nur größer machen. Die Bestechungsgelder seien "eine lähmende Steuer für ein Volk, das zu den Ärmsten der Welt zählt" , hatte auch der Chef der UN-Behörde zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität (UNODC), Antonio Maria Costa, festgestellt. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2010)