Graz - Sie scheitern regelmäßig beim Lesen und Schreiben, weil sie häufig ähnliche Wörter verwechseln oder Vokale auslassen, Laute nicht richtig unterscheiden oder ungewöhnlich viele Wörter falsch schreiben: Kinder mit Lese- und Rechtschreib-Störung. An der Uni Graz wurde gemeinsam mit dem Grazer Lese-Rechtschreib-Institut ein Programm entwickelt, in dem Kindern und Jugendlichen spielerisch besseres Lesen und Rechtschreiben trainieren können.
Zur weiteren Evaluierung werden laufend Testpersonen gesucht, teilte die Universität Graz mit. Dabei können sich Kinder mit Lese-Rechtschreib-Störungen im Alter zwischen neun und 16 Jahren einem fünfwöchigem Intensivtraining unterziehen. In Vor- und Nachtests per Elektroenzephalogramm (EEG), werden die Auswirkungen des Lernprogramms auf die Hirnaktivierung untersucht.
Individueller Zugang
Zu Beginn wird eruiert, ob die Schwächen der Schüler eher im Lesen, im Rechtschreiben oder in beiden Bereichen vorliegen. "Danach stufen wir die Testpersonen in die jeweils passende Trainingsgruppe ein. Besonders wichtig ist uns hier der individuelle Zugang zu jeder Testperson", erklärt Nadja Kozel von Institut für Psychologie.
Im Anschluss trainieren die Teilnehmer sinnverstehendes Lesen. Hier wird die Rechtschreibung mit dem Computerprogramm "Morpheus" spielerisch geübt. In diesem - in Graz konzipierten - Programm erscheinen die Wörter nicht mehr nur als Buchstabenkombinationen, sondern werden bewusst in Vor- und Nachsilben bzw. Wortstämme, sogenannte Morpheme - zerlegt. "Das Wort 'Umfahrung' zum Beispiel besteht aus der Vorsilbe 'um', dem Wortstamm 'fahr' und der Nachsilbe '-ung'", so Kozel. Wenn die Kinder lernen, dass 'fahr' immer mit einem Dehnungs-'h' geschrieben wird, sollten sie eine Vielzahl von Wörtern richtig schreiben, ohne dass jedes Wort einzeln gelernt werden muss.
Nach einer ersten Evaluation wird bei Ende des Trainings und zwei Monate später mit einem EEG getestet. "Charakteristisch für Personen mit Lese-Rechtschreib-Störung ist eine geringe Aktivität in sprachrelevanten Arealen des Gehirns", so Kozel. Nach dem Training sollte es hier deutliche Veränderungen geben. (APA)